Für den naturwissenschaftlichen Unterricht bei Frau Hartung wünschten sich die Lernenden der vormals fünften Klassen noch mehr praktisches Arbeiten. So setzen sie sich, angekommen in Klasse 6, mit dem Thema Wetter eigenverantwortlich im Stationenlernen auseinander, welches viele materialintensive Experimente bereit hält.

Dabei arbeiten die Lernenden paarweise. Die Partnergruppen bildeten sich nach einem Wahlpflichtprinzip: Es durften sich immer nur zwei Lernende in einer Gruppe zusammen finden, wenn sie laut dem zuvor selbst durchgeführten und ausgewerteten Lernstrategietest hauptsächlich unterschiedliche Lernstrategien verfolgen. So kann sich beispielsweise ein Lerner, der aktuell hauptsächlich logisch-mathematische Lernstrategien bevorzugt, von einem Lernenden unterstützen lassen, der aktuell hauptsächlich verbal-sprachliche oder physisch-kinästehtische oder visuell-räumliche Lernstrategien verfolgt.

Unter der Prämisse dieser unterschiedlichen Stärken einer jeweiligen Partnergruppe stellen die Lernenden Messdaten sach- und adressatengerecht dar, deuten Aggregatzustände mit Hilfe von Teilchenvorstellungen, stellen den Wasserkreislauf als Folge von Energieumwandlungen mit der Sonne als primäre Energiequelle dar und stellen Argumente für die Nutzung der Solarenergie im Alltag zusammen. Sehen Sie selbst eine kleine Auswahl an zielführenden Experimenten.

Auch bei schönem Wetter macht Schmökern schlau. Banuja, Lernerin in der Sexta am Raiffeisen-Campus, wurde kürzlich lobend im Amtsblatt erwähnt, weil sie 78 (!) Bücher mit insgesamt achttausendsechshundertundfünfundsechzig Seiten im Lesesommer verschlungen hatte. Und sie hat sich mitnichten daran verschluckt. Herr Meffert hätte sei um ein Haar kürzlich gerügt, weil sie kurz nach dem Beginn der Lesephase schon am Ende der Doppelseite angekommen war – er dachte, sie habe etwas ausgelassen. Jetzt ist der Schulleiter schlauer und erkennt, dass Banuja einfach schnell liest. Wir sind stolz auf den Erfolg unserer Lernerin und bedanken uns herzlich für das tolle Engagement von Frau Weinbrenner, die als Büchereileiterin die Kinder zu solchen sinnvollen Freizeitbeschäftigungen motiviert. Den Schwimmbadgutschein, die Eintrittskarte zum Zoo und das Eis dazu haben ihr sicher genauso gut geschmeckt wie die vielen spannenden Bücher! Nachahmenswerte Aktion!

Im Rahmen des Projekttags Bundestagswahl schrieb Mara aus der Jahrgangsstufe 6 diese Geschichte, die ihren Mitlernenden den Wahlgrundsatz „geheim“ verdeutlicht:

„Leon erzählt auf dem Heimweg von der Schulsprecherwahl in der letzten Woche:

„Letzte Woche hatten wir die Schulsprecherwahl gemacht“, beginnt Leon. „Jeder der Klassen musste zwei Schüler wählen, die an der Schulsprecherwahl mitmachen wollten. Mein bester Freund Leonard und ich wurden aus der 6a gewählt. Aus den anderen Klassen traten an: Lara, Lucas, Tommy, Henrik, Janik, Mika, Nele, Maria, Till, Nick und wir“, erzählte Leon weiter.

„Als jede Klasse zwei Leute gewählt hatte und zwei Tage vergangen waren, kam endlich die Wahl. Alle Klassen trafen sich in der Aula und die Ausgewählten sollten auf die Bühne gehen, die wir in der Aula haben. Herr Trommler, der Schulleiter erklärte die Wahl: „Jeder bekommt gleich einen Zettel auf dem alle Namen drauf stehen, aber erst erzählen die Schüler, warum sie Schulsprecher werden wollen. Wenn das alles geschehen ist, werden wir die Zettel wieder einsammeln und die dann in der Woche auswerten. Nächste Woche werdet ihr die Ergebnisse bekommen. Das alles ist eine geheime Wahl. Ich möchte nicht, dass jemand die geheime Wahl zerstört. Ich erkläre euch mal kurz, was eine geheime Wahl ist: Geheimwahl bedeutet, dass man es niemandem erzählen muss, wen man gewählt hat, man kann es aber. Deswegen gibt es in der Politik auch Wahlurnen oder Wahlkabinen. Das heißt geheime Wahl“, erklärte Leon.

Alle Schüler die auf der Bühne standen, erzählten warum sie Schülersprecher werden wollen. Auch ich! Als wir das endlich gemacht haben, wurden die Zettel verteilt, die Kreuze gemacht und wieder eingesammelt. Dann war Ende der Stunde und alle Klassen gingen zurück in den Klassenraum.“

„Heute haben wir endlich die Ergebnisse bekommen und ratet mal, wer Schulsprecher geworden ist? ICH! Und Lara aus der 7c ist Schulsprecher-Vertreterin geworden“, erzählte Leon. „Ich muss jetzt leider auch los! Auf Wiedersehen!“

Leon ging schnell den Weg weiter hinunter, weil er nach Hause wollte und senien Eltern davon erzählen wollte, dass er Schulsprecher geworden ist.“

Farbig ist der Unterricht Bildende Kunst bei Frau Kisters in der Jahrgangsstufe 5 sowieso. Farbenlehre lernten die Sextaner ebenfalls auf farbige Art und Weise. Nicht mit Pinseln sondern Pipetten wurde gearbeitet.

So experimentierten die Lernenden fröhlich und neugierig mit verschiedenen Farben und lernten die Besonderheiten mancher Farben kennen. Alle Gruppen blieben energisch dran und mischten die unterschiedlichsten Töne. Es wurde viel diskutiert, dokumentiert und Ergebnisse wie Erfahrungen ausgetauscht aber wie und was man da auch zusammen mischte, manche Farben ließen sich einfach nicht erzeugen.

So lernten die Lernenden besonders praxisnah die Bedeutung und die Unterschiede der sogenannten Primär- , Sekundär- und Tertiärfarben kennen. Schön wenn aus grauer Theorie bunte Praxis wird.

Die Lernerinnen und Lerner der Jahrgangsstufe 5 im evangelischen Religionsunterricht bei Dr. Feld beschäftigen sich gerade mit der Entstehung der Schriften, da die großen Weltreligionen sämtlich Buchreligionen sind und jedes Kind in der Lage sein sollte, sich sachkundig mit ihnen auseinander zu setzen.

Dazu gehört auch ein Grundwissen über die Entstehung der menschlichen Schrift.

Vor 20.000 Jahren ritzten Menschen noch ihre Zeichnungen in Höhlen, allerdings musste man also in diese Höhlen gehen um sich diese ansehen zu können.

Vor 6000 Jahren begann zwischen Euphrat und Tigris die Entwicklung der eigentlichen Schrift – zunächst mit 2000 verschiedenen Zeichen, die in Ton gedrückt und so haltbar gemacht wurden. Diese Schrift war im Vergleich zu unseren 26 Buchstaben sehr umfangreich, doch die Menschen wussten sich zu helfen.

Mit Rollsiegeln unterschrieben sie auf dem Ton, so dass jeder wusste: "Ah, hier kommt Dienstpost vom König." Später kamen dann Buchstabenschriften auf, wie das Hebräische und das Griechische – davon später.

Jetzt lernten die Kinder erst einmal das Siegeln im Ton, wie vor 3000 Jahren. Das Abbild des bärtigen Königs ist deutlich zu sehen, links unten vor ihm mit spitzen Ohren sein Drache (als Zeichen seiner Macht).

Im Rahmen des Projekttags Bundestagswahl schrieb Nele aus der Jahrgangsstufe 6 diese Geschichte, die ihren Mitlernenden den Wahlgrundsatz „frei“ verdeutlicht:

„Die Klasse 8b will auf Klassenfahrt fahren und überlegt,wohin sie fahren wollen. Es gibt Vorschläge. Die eine Hälfte will nach Russland, die andere Hälfte will nach Mallorca. Die Klassenlehrerin meint, sie sollen sich selbst entscheiden.

Die Klassensprecherin und die stellvertretende Klassensprecherin treten nach vorne. Sie sammeln Argumente, warum sie nach Mallorca oder Russland wollen. Alexa sagt: „Auf Mallorca kann man schön am Strand liegen und da scheint fast immer die Sonne!“ Luis meint: „In Russland kann man gut shoppen und man kann nach Moskau fahren und dort ins Fußballstadion gehen.“

Sie sammeln weitere Argumente und später sind sie sich immer noch nicht einig.

Es läutet zur Pause. Die Jungs, die nach Mallorca wollen, gehen zu den Mädchen, die nach Russland wollen und sagen: „ EY! Ihr müsste bei der Abstimmung sagen, ihr wollt nach Mallorca sonst verprügeln wir euch!“ Die Klassensprecherin kommt dazu und sagt: „Jeder hat eine freie Meinung und die müsst ihr akzeptieren.“

Die Glocke läutet wieder. Die Pause ist vorbei und die Klasse geht zurück in den Klassenraum. Die Klassensprecherin und die stellvertretende Klassensprecherin treten wieder nach vorne. Die Klassensprecherin sagt: „Wenn ihr jetzt gleich abstimmt, dann überlegt euch genau, was ihr wollt und nicht, was die anderen wollen. Jeder hat eine freie Meinung, das sage ich nochmal!“

Die Klassenlehrerin kommt nach vorne und sagt: „Nun, dann wollen wir jetzt mal das Ziel für unsere Klassenfahrt wählen. Jeder schreibt ein Urlaubsziel auf.“

Schließlich werden alle Zettel eingesammelt und es werden die Lösungen ausgewertet.

Mallorca: 10 Stimmen

Russland: 8 Stimmen

Der Endstand ist 10 zu 8 für Mallorca. Also fährt die Klasse nach Mallorca und die Mädchen, die nach Russland wollten, sind zwar ein bisschen traurig aber sie akzeptieren das Ergebnis und freuen sich auch ein bisschen auf Mallorca.“

Der Raiffeisen-Campus ist eine leistungsorientierte Schule und manchmal fällt es Menschen schwer, in der Außenwahrnehmung diese Leistungsorientierung mit der Familiarität und Bodenständigkeit, die uns ebenfalls leitet, in Übereinstimmung zu bringen. Sie sehen dann eher die klare pädagogische Konsequenz, verwechseln sie mit überzogener Strenge und verbinden sie unwillkürlich mit Hartherzigkeit. Mitnichten! Das FSJ-Team verdeutlichte in seinem Handeln dieser Tage, was am RC "Wir kümmern uns" praktisch bedeutet:

Eine Lernerin hüpfte auf einem Bein in die Schulverwaltung. Ihr ohnehin verletzter Fuß war unter dem Fuß eines Mitlerners gelandet und schmerzte sie sichtbar. Unvorstellbar, wie dieses Mädchen ohne Krücken im quirligen Schülertransport per Bus nach Hause gelangt wäre. Natürlich rief FSJlerin Frau Höwer die Eltern an, die aber nachvollziehbar nicht reagieren konnten. 

Also überlegte das FSJ-Team, wer von unseren anderen Lernerfamilien in der Nähe wohnt. Einige Telefonate später war eine Familie gefunden, die die verletzte Lernerin gerne mit in ihr Auto packte und sicher nach Hause brachte – mit dem Einverständnis der Eltern der Patientin, die erst später nach Hause kommen konnten.

Ein großes Lob an die FSJler, ein Dank an die hilfsbereiten Mitlernereltern.  Die Episode ist, wie wir erleben – durchaus nicht untypisch für eine Schule, die weiß, dass Kinder Leistung bringen können, aber dennoch Kinder sind, um die man sich einfach kümmern muss…

In der EU können alle Leute wählen gehen. Sie dürfen wählen, wen sie wollen. Im Fernseher stellen sich oft die Politiker vor, damit die Leute mehr über die Parteien und die Politiker wissen. Es ist wichtig, dass man wählen geht, damit man auch mitbestimmen darf. Wenn man nicht wählen geht, dann ist es blöd, weil man dann nicht mitbestimmt hat.

Wenn man 18 Jahre alt ist, darf man wählen gehen. Es darf jeder wählen, wen er will. Es ist wichtig, dass jeder die Partei wählt, die er auch haben möchte, denn wenn der Zettel in der Wahlurne ist, kannst du ihn nicht mehr ändern.

Die Wahl ist geheim, das bedeutet, man schreibt seinen Namen nicht auf den Zettel. Man kann den Zettel auch leer abgeben, wenn man keinen wählt. Das ist aber genau so, als würde man nicht hingehen.

Man füllt seinen Zettel in der Wahlkabine aus und schmeißt ihn dann in die Wahlurne. Wenn die zwei Tage zu Ende sind, an denen man wählen gehen konnte, werden die Zettel ausgewertet. Die Zettel werden dann in den Bundestag nach Berlin geschickt. Dann werden die Zettel recycelt.

Das Ergebnis wird dann im Fernseher mitgeteilt.

Dann ist der Wahlkampf zu Ende.

"Politische Bildung – schon ab Klasse 5!", so hätte das Motto eines Projekttags mit allen Lernerinnen und Lernern am Raiffeisen-Campus lauten können. Er endete mit einer Veranstaltung mit den Kandidatinnen und Kandidaten aller im Bundestag vertretenen Parteien, über den die Westerwälder Zeitung am 11.9. ausführlich berichtete und sie kommentierte. Deshalb konzentrieren wir uns in unserer Berichterstattung auf den Vorlauf, der die Lernerinnen und Lerner in die Lage versetzte, die Bundestagswahl als Verfahren und Ausdruck politischer Partizipation in der Demokratie zu begreifen:  

Wir am Raiffeisen-Campus erachten es nämlich als grundlegend bildend, dass sich unsere Lernenden schon frühzeitig mit politischen Themen auseinander setzen – unabhängig vom Fächerkanon in Rheinland-Pfalz. So widmeten wir dem tagespolitisch aktuellem Thema Bundestagswahlen in Deutschland einen kompletten Projekttag zu, der sich aus dem gleichnamigen Heft der Bundeszentrale für politische Bildung generierte.

Dazu kamen am Morgen alle Lernenden des Raiffeisen-Campus in der Aula zusammen. Hier erzählten zunächst Prominente in einem Film, warum sie (nicht) wählen gehen und die Lernenden setzten sich einführend selbständig damit auseinander, warum in einer Demokratie überhaupt gewählt wird. Als Schulleiter Meffert verkündete, dass am Nachmittag alle Spitzenkandidaten aller im Bundestag aktuell vertretenden Parteien zu Besuch kommen, war den Lernenden das freudige Erstaunen ins Gesicht geschrieben und sie gingen motiviert in die arbeitsteilige Arbeit nach Jahrgängen.

Die Lernenden der fünften Klassen fanden sich nach Wahl des für sie persönlich wichtigsten Themas in Kleingruppen zusammen und gründeten ihre eigene Partei. Hierzu entwarfen sie einen passenden Parteinamen sowie ein ansprechendes Wahlplakat und eine reißende Wahlkampfrede.

Die Lernenden der sechsten Klassen setzen eines der fünf Wahlgrundsätze in einer eigens verfassten Geschichte um, nachdem sie gemeinsam eine Beispielgeschichte zum Wahlgrundsatz geheim gelesen hatten und die Bedeutung der Wahlgrundsätze im Lexikon nachgeschlagen haben.

Die Lernenden der siebten Klassen gingen arbeitsteilig vor: Je eine Gruppe pro Klasse sammelte Pro- und Contra-Argumente zur Herabsetzung des Wahlalters und der Wahlpflicht als Bürgerpflicht, je eine weitere Gruppe pro Klasse bereitete ein Kurzreferat zum Thema wie gewählt wird und wie man Bundeskanzler/in wird vor. Eine weitere Kleingruppe verwandelte ausgewählte Lexikonartikel in Spickzettel, welche sie den fünf Kandidaten selbst überreichten.

Zurück im Plenum präsentierten sich die drei mehrheitlich gewählten Parteien der beiden fünften Klassen, lasen die Lernenden der sechsten Klassen die fünf besten Geschichten zu den fünf Wahlgrundsätzen vor und referierten die besten Gruppen der siebten Klassen, wie gewählt wird und wie man Bundeskanzler/in wird.

Die zwei Streitgespräche boten die perfekte Überleitung für die Vorstellungsrunde der geladenen und vollzählig erschienen Kandidaten, weil sich die Lernenden zum Ende des Gesprächs einig waren, dass doch die Politiker sich über die Herabsetzung des Wahlalters streiten sollen.

Wer der Meinung ist, Kinder und Jugendliche seien von Grund auf Politik verdrossen, der hätte die Begeisterung unserer Lernenden an diesem Projekttag spüren sollen und würde so seinen Standpunkt sicher ändern.

Veronica Hillesheim wurde 1959 in Hannover als britische Staatsangehörige geboren. Als Kind wohnte sie in mehreren Ländern und besuchte ein Internat in England. Nach dem Studium in Kingston upon Thames und anschließendem absolviertem Lehramtsstudium in England, kam sie 1983 nach Koblenz um Erfahrung im Ausland zu sammeln und Englisch zu lehren. Nach 30 Jahren Unterrichtstätigkeit in verschiedenen Schulen, Firmen und an der WHU (Otto Beisheim School of Management) in Vallendar, wird sie am Campus als Lehrerin und Fachkonferenzleiterin für Englisch sowie Lehrerin für Erdkunde  bilingual tätig. Seit 15 Jahren ist sie auch Prüfer für Cambridge University English Language Assessment, zugelassen für sämtliche Stufen des europäischen Referenzrahmens und bringt damit eine hohe Vergleichskompetenz in unsere Schule ein. Frau Hillesheim wohnt in Montabaur-Wirzenborn, sie ist verheiratet, hat drei  erwachsene Kinder, ebensoviele Hunde und eine Katze. In ihrer verbleibenden Freizeit arbeitet sie gerne im Garten und spielt Theater.