Wer kennt ihn nicht den guten
alten Filmklassiker? Auf unserer Englandfahrt haben wir den Titel wortwörtlich
zum Programm gemacht und noch eine Schippe draufgelegt. Aber lassen Sie mich
von vorne beginnen.
Wir schreiben den 10. Februar
2020, es ist 5:30 morgens und es ist nahezu stockdunkel. Der Bus rollt langsam
los und nach wenigen Minuten Fahrt werden wir kräftig durchgeschüttelt.
Sturmtief Sabine schickt ihre Vorboten und lässt uns wissen, dass eine spannende
Reise vor uns liegen wird. Auf der Autobahn schließlich angekommen, wurden
unsere schlimmsten Alpträume Realität. Tennisballgroße Regentropfen klatschten
gegen die Windschutzscheibe des Busses, selbst die Scheibenwischer auf Stufe 2
konnten die Sicht lediglich für eine Zehntelsekunde ansatzweise verbessern.
Sturmböen von über 100 Stundenkilometern zerrten an unserem mobilen
Zufluchtsort wie die geisterhaften Finger einer längst vergessenen
vorsintflutlichen Urgewalt, die sich um uns herum manifestierte, um uns zu sich
in den Abgrund zu reißen. Tiefschwarze Wolken jagten wie im Zeitraffer über das
Firmament und gewaltige Blitze drohten den Horizont regelrecht in Stücke zu
zerreißen.
Hinter mir wurde es umgekehrt
proportional zum Anschwellen des Donnergrolles immer leiser. Ich drehte mich um
und starrte in entsetzte und verängstigte Gesichter. Zwischen all dem leisen
beunruhigten Gemurmel glaubte ich ein wimmerndes „Wir werden alle sterben…“ zu
vernehmen. Ich schaltete sofort in den Krisenmanagement-Modus und versuchte die
Gemüter zu beruhigen. „Come on folks. Ich habe euch doch ein Abenteuer
versprochen. Jetzt bekommt ihr auch eins. Wir schaffen das!“ Nach einem kurzen
miesepetrigen halbzustimmenden Knurren schien die neue Geräuschkulisse aus
klatschendem Regen und Donnergrollen unsere Lerner schläfrig zu machen.
Mein Fokus wanderte von den
Lernern zu unserem Busfahrer Antonio, dem heimlichen Helden unserer Geschichte.
Fasziniert beobachtete ich, wie er mit einer professionellen, stoischen
Gelassenheit im wahrsten Sinne des Wortes unsere Geschicke lenkte und jede neue
Sturmböe mit einer präzisen Armbewegung entgegen zu steuern vermochte. Chapeau!
Endlich am Terminal in Calais
angekommen, hatten wir eine ungeplante Extrawartezeit, da der Fährbetrieb
aufgrund der stürmischen See vorübergehend eingestellt wurde. Kein Grund zur
Freude wie Sie sich sicher vorstellen können.
„Boah, schaut mal Leute, voll der
krasse Wellengang!“
„Wir werden alle über Bord gehen
und richtig hart ertrinken…“
Mit ernster Miene auf den
Gesichtern nickten alle zustimmend mit dem Kopf. Frau Siethoff und ich
versuchten daraufhin unsere Lerner mit Smalltalk von der unmittelbar
bevorstehenden Überfahrt-Apokalypse abzulenken und die Wartezeit für unsere
Fähre zu verkürzen.
Nach erfolgreichem Boarding und
dem gemütlichen Ausschippern der Fähre begab sich unser Boot, aufgrund des
hohen Wellenganges, spontan in eine 45 Grad Neigung Richtung Steuerbord und
verblieb in dieser ungewöhnlichen Position bis zum Einlaufen in den Hafen
Dovers. Mehrere Mageninhalte später kamen wir endlich auf festem englischem
Boden an und erreichten nach kurzer Zeit unser Ziel, das Wombat’s Hostel im
Herzen Londons.
Nach dem Check-in spazierten wir
gemütlich zu den St. Katherine Docks, um in dem wunderschönen urig eingerichteten
Dickens Inn unser Abendessen zu genießen. Die leicht angebrannten Burger und
die überteuerte Nachspeise rundeten unseren Tag perfekt ab. Halbtot fielen wir
ins Bett und ließen uns von unseren Gleichgewichtsorganen, die sich immer noch
auf schwankender See zu befinden schienen, in den Schlaf wiegen. Neuer Tag,
neues Glück!
Am nächsten Morgen starteten wir
voller Tatendrang in den Tag hinein. Die Stimmung drehte sich mit dem Wetter
zusammen um 180 Grad. Es folgte eine mehrstündige Busfahrt mit Tourguide durch
den Großstadt-Dschungel Londons, vorbei an den vielen berühmten
Sehenswürdigkeiten. Nachmittags durften unsere Lerner dann in Kleingruppen auf
eigene Faust die Stadt erkunden. Abends in der Kellerbar des Hostels führten
wir dann unser neues tägliches Ritual – das 19 Uhr-Debriefing – durch. In
gemütlicher Runde ließen wir uns von den Lernern mit freudestrahlenden
Gesichtern von ihren Erlebnissen und Abenteuern berichten.
Mittwochs fand dann unser
Ausflugstag statt. Wir machten uns auf den Weg nach Oxford, um diese
wunderschöne geschichtsträchtige alte Stadt zu erkunden. Kurz vor der Rückfahrt
kam es zu einem sehr lustigen, unfassbaren Zufall. Einer unserer Lerner machte
mich auf einen entgegenkommenden Radfahrer aufmerksam und meinte, dass er ihm
bekannt vorkäme. Ich drehte mich um und konnte kaum meinen Augen trauen. Ein
ehemaliger Abiturient unseres ersten Abiturjahrgangs am RC stand vor mir und
grinste mich an. Durch ein sehr nettes, kurzes Gespräch erfuhr ich, dass es ihm
sehr gut ging und dass er bestens in der neuen Stadt und im Studentenleben
angekommen sei. Wie klein die Welt doch manchmal ist!
Am letzten Tag unserer Reise
wanderte wir gemütlich morgens durch die Innenstadt bis zum Themse Ufer. Eine
geführte Besichtigung des weltberühmten „Globe Theatre“ stand bevor. Mit sehr
viel britischem Humor untermalt, führte uns unser Guide durch diesen
einzigartigen Theaterbau und erzählte uns sehr anschaulich vom Leben und Wirken
Shakspeares, sowie den Lebensbedingungen der damaligen Zeit in London.
Nachdem wir uns an Shakespeares Fersen geheftet hatten, war es nun langsam an der Zeit loszulassen und uns von London zu verabschieden. Den Lernern räumten wir einen letzten Nachmittag zur freien Verfügung ein, um noch en paar Sehenswürdigkeiten anzuschauen und einen Großeinkauf in der Oxford Street zu machen. Parallel dazu boten frau Siethoff und ich eine Tour durch Londons Museen an. Abends tauschten wir uns noch einmal aus und genossen anschließend das Abendprogramm in der Hostelbar. Einige unterhielten sich gemütlich in der Sitzecke, während andere Tischtennis spielten. – Die Teilnahme am „Beer Pong“- Contest mussten wir leider aus rechtlichen Gründen untersagen.
Als krönenden Abschluss nahmen Frau Siethoff und ich noch in allerletzter Sekunde am „Pub Quiz“ Teil und zeigten unseren Kontrahenten wo der Hammer hängt.
Fazit: Nach einem schlimmstmöglichen Auftakt hat
sich die gemeinsame Klassenfahrt doch noch ins Positive gewandelt. Unsere
Lerner hatten sichtlich viel Spaß bei den verschiedenen Aktivitäten und dem
Erkunden der Stadt. Am Ende waren alle Beteiligten hoch zufrieden und hätten
gerne noch den Aufenthalt um einige Tage verlängert. Schön war auch
mitanzusehen, dass neue Kontakte entstanden sind und der Jahrgang ein Stück
weit zusammengerückt ist.
Mission accomplished.
(Ka)