Der Raiffeisen-Campus ist eine leistungsorientierte Schule und manchmal fällt es Menschen schwer, in der Außenwahrnehmung diese Leistungsorientierung mit der Familiarität und Bodenständigkeit, die uns ebenfalls leitet, in Übereinstimmung zu bringen. Sie sehen dann eher die klare pädagogische Konsequenz, verwechseln sie mit überzogener Strenge und verbinden sie unwillkürlich mit Hartherzigkeit. Mitnichten! Das FSJ-Team verdeutlichte in seinem Handeln dieser Tage, was am RC "Wir kümmern uns" praktisch bedeutet:

Eine Lernerin hüpfte auf einem Bein in die Schulverwaltung. Ihr ohnehin verletzter Fuß war unter dem Fuß eines Mitlerners gelandet und schmerzte sie sichtbar. Unvorstellbar, wie dieses Mädchen ohne Krücken im quirligen Schülertransport per Bus nach Hause gelangt wäre. Natürlich rief FSJlerin Frau Höwer die Eltern an, die aber nachvollziehbar nicht reagieren konnten. 

Also überlegte das FSJ-Team, wer von unseren anderen Lernerfamilien in der Nähe wohnt. Einige Telefonate später war eine Familie gefunden, die die verletzte Lernerin gerne mit in ihr Auto packte und sicher nach Hause brachte – mit dem Einverständnis der Eltern der Patientin, die erst später nach Hause kommen konnten.

Ein großes Lob an die FSJler, ein Dank an die hilfsbereiten Mitlernereltern.  Die Episode ist, wie wir erleben – durchaus nicht untypisch für eine Schule, die weiß, dass Kinder Leistung bringen können, aber dennoch Kinder sind, um die man sich einfach kümmern muss…

In der EU können alle Leute wählen gehen. Sie dürfen wählen, wen sie wollen. Im Fernseher stellen sich oft die Politiker vor, damit die Leute mehr über die Parteien und die Politiker wissen. Es ist wichtig, dass man wählen geht, damit man auch mitbestimmen darf. Wenn man nicht wählen geht, dann ist es blöd, weil man dann nicht mitbestimmt hat.

Wenn man 18 Jahre alt ist, darf man wählen gehen. Es darf jeder wählen, wen er will. Es ist wichtig, dass jeder die Partei wählt, die er auch haben möchte, denn wenn der Zettel in der Wahlurne ist, kannst du ihn nicht mehr ändern.

Die Wahl ist geheim, das bedeutet, man schreibt seinen Namen nicht auf den Zettel. Man kann den Zettel auch leer abgeben, wenn man keinen wählt. Das ist aber genau so, als würde man nicht hingehen.

Man füllt seinen Zettel in der Wahlkabine aus und schmeißt ihn dann in die Wahlurne. Wenn die zwei Tage zu Ende sind, an denen man wählen gehen konnte, werden die Zettel ausgewertet. Die Zettel werden dann in den Bundestag nach Berlin geschickt. Dann werden die Zettel recycelt.

Das Ergebnis wird dann im Fernseher mitgeteilt.

Dann ist der Wahlkampf zu Ende.

"Politische Bildung – schon ab Klasse 5!", so hätte das Motto eines Projekttags mit allen Lernerinnen und Lernern am Raiffeisen-Campus lauten können. Er endete mit einer Veranstaltung mit den Kandidatinnen und Kandidaten aller im Bundestag vertretenen Parteien, über den die Westerwälder Zeitung am 11.9. ausführlich berichtete und sie kommentierte. Deshalb konzentrieren wir uns in unserer Berichterstattung auf den Vorlauf, der die Lernerinnen und Lerner in die Lage versetzte, die Bundestagswahl als Verfahren und Ausdruck politischer Partizipation in der Demokratie zu begreifen:  

Wir am Raiffeisen-Campus erachten es nämlich als grundlegend bildend, dass sich unsere Lernenden schon frühzeitig mit politischen Themen auseinander setzen – unabhängig vom Fächerkanon in Rheinland-Pfalz. So widmeten wir dem tagespolitisch aktuellem Thema Bundestagswahlen in Deutschland einen kompletten Projekttag zu, der sich aus dem gleichnamigen Heft der Bundeszentrale für politische Bildung generierte.

Dazu kamen am Morgen alle Lernenden des Raiffeisen-Campus in der Aula zusammen. Hier erzählten zunächst Prominente in einem Film, warum sie (nicht) wählen gehen und die Lernenden setzten sich einführend selbständig damit auseinander, warum in einer Demokratie überhaupt gewählt wird. Als Schulleiter Meffert verkündete, dass am Nachmittag alle Spitzenkandidaten aller im Bundestag aktuell vertretenden Parteien zu Besuch kommen, war den Lernenden das freudige Erstaunen ins Gesicht geschrieben und sie gingen motiviert in die arbeitsteilige Arbeit nach Jahrgängen.

Die Lernenden der fünften Klassen fanden sich nach Wahl des für sie persönlich wichtigsten Themas in Kleingruppen zusammen und gründeten ihre eigene Partei. Hierzu entwarfen sie einen passenden Parteinamen sowie ein ansprechendes Wahlplakat und eine reißende Wahlkampfrede.

Die Lernenden der sechsten Klassen setzen eines der fünf Wahlgrundsätze in einer eigens verfassten Geschichte um, nachdem sie gemeinsam eine Beispielgeschichte zum Wahlgrundsatz geheim gelesen hatten und die Bedeutung der Wahlgrundsätze im Lexikon nachgeschlagen haben.

Die Lernenden der siebten Klassen gingen arbeitsteilig vor: Je eine Gruppe pro Klasse sammelte Pro- und Contra-Argumente zur Herabsetzung des Wahlalters und der Wahlpflicht als Bürgerpflicht, je eine weitere Gruppe pro Klasse bereitete ein Kurzreferat zum Thema wie gewählt wird und wie man Bundeskanzler/in wird vor. Eine weitere Kleingruppe verwandelte ausgewählte Lexikonartikel in Spickzettel, welche sie den fünf Kandidaten selbst überreichten.

Zurück im Plenum präsentierten sich die drei mehrheitlich gewählten Parteien der beiden fünften Klassen, lasen die Lernenden der sechsten Klassen die fünf besten Geschichten zu den fünf Wahlgrundsätzen vor und referierten die besten Gruppen der siebten Klassen, wie gewählt wird und wie man Bundeskanzler/in wird.

Die zwei Streitgespräche boten die perfekte Überleitung für die Vorstellungsrunde der geladenen und vollzählig erschienen Kandidaten, weil sich die Lernenden zum Ende des Gesprächs einig waren, dass doch die Politiker sich über die Herabsetzung des Wahlalters streiten sollen.

Wer der Meinung ist, Kinder und Jugendliche seien von Grund auf Politik verdrossen, der hätte die Begeisterung unserer Lernenden an diesem Projekttag spüren sollen und würde so seinen Standpunkt sicher ändern.

Veronica Hillesheim wurde 1959 in Hannover als britische Staatsangehörige geboren. Als Kind wohnte sie in mehreren Ländern und besuchte ein Internat in England. Nach dem Studium in Kingston upon Thames und anschließendem absolviertem Lehramtsstudium in England, kam sie 1983 nach Koblenz um Erfahrung im Ausland zu sammeln und Englisch zu lehren. Nach 30 Jahren Unterrichtstätigkeit in verschiedenen Schulen, Firmen und an der WHU (Otto Beisheim School of Management) in Vallendar, wird sie am Campus als Lehrerin und Fachkonferenzleiterin für Englisch sowie Lehrerin für Erdkunde  bilingual tätig. Seit 15 Jahren ist sie auch Prüfer für Cambridge University English Language Assessment, zugelassen für sämtliche Stufen des europäischen Referenzrahmens und bringt damit eine hohe Vergleichskompetenz in unsere Schule ein. Frau Hillesheim wohnt in Montabaur-Wirzenborn, sie ist verheiratet, hat drei  erwachsene Kinder, ebensoviele Hunde und eine Katze. In ihrer verbleibenden Freizeit arbeitet sie gerne im Garten und spielt Theater.

Sabine Hahn wurde 1990 in Montabaur geboren. Bedingt durch den Beruf des Vaters lebte Frau Hahn mit ihren Eltern und zwei Geschwistern seit 1997 in Lexington OHIO, USA. Sie besuchte nach dem Kindergarten die katholische Privatschule St Peters in Mansfield, Ohio, wo sie im Jahr 2009 mit Ihrem High School Diplom graduierte. Von 2009 bis Mai 2013 studierte Sabine Hahn an der Universität in Dayton USA Fine Art sowie als Hauptfach Lehramt (School education), außerdem studierte sie einige Semester Deutsch. Neben mehreren Ausstellungen im Museum des Dayton Art Institute, unterrichtete sie bereits während des Studiums an der Cline Elementary und an der Fairmont High School. Frau Hahn graduierte im Mai 2013 mit Cum Laude und erhielt zusätzlich die Auszeichnung “Dean Honors List” Sabine Hahn ist seit Juli 2013 zurück in Deutschland und ist stolz im Team des Raiffeisen Campus bilingual Englisch und Geographie unterrichten zu dürfen. In Ihrer Freizeit beschäftigt sie sich mit Kunst und hier insbesondere mit Skulpturen. Ausserdem spielt sie gerne Tennis.

Kathrin Bittger wurde 1984 in Dernbach geboren und wohnt in Montabaur. Nach ihrem Abitur am Mons-Tabor-Gymnasium studierte sie an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz Germanistik und Geographie. Während des Geographie-Studiums ergab sich immer wieder die Gelegenheit, den Westerwald aus Sicht einer Geographin zu besuchen und so befasste sich auch ihre Staatsexamensarbeit mit dem Heimatraum. Die Ergebnisse sind 2010 unter dem Titel „Die Böden des Gelbachtals“ im Lahnbrück-Verlag erschienen. Der Vorbereitungsdienst am Staatlichen Studienseminar Altenkirchen führte sie endgültig zurück in den Westerwald und so war sie von Februar 2010 bis Juli 2013 am Konrad-Adenauer-Gymnasium in Westerburg tätig. Am Raiffeisen-Campus unterrichtet sie die Fächer Deutsch und Erdkunde, ist Klassenleiterin sowie Fachkonferenzleiterin für Erdkunde. Außerdem ist sie ausgebildete Jugendmedienschutzberaterin.