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In der letzten Kunststunde des ersten Schuljahres am Raiffeisen – Campus begegneten die Lerner der Klasse 5b Bildbeispielen der Land Art. Nachdem sie in den letzen Wochen die Theorie zu den Ordnungsprinzipien eines Bildaufbaus kennen lernten, konnten sie nun das erlernte Wissen mit Hilfe von verschiedensten Bildelementen anwenden. Dazu wurde eifrig alles gesammelt was ihnen in den Weg kam, Steine, Tannenzapfen, Blumen, Gras, Äste etc.

Innerhalb kürzester Zeit entstanden so kleine Land Art-Werke, die wieder einmal zeigen, wie wichtig unseren Lernern und Lernerinnen ihr Campus ist. Daher wundert es nicht, dass dieser einmal mehr zentrales Bildthema aller Kunstwerke war. Alle Künstler präsentierten stolz ihr Ergebnis. Schade nur, dass sie diese auch gleich wieder aufräumen mussten.

… um ein Kind zu erziehen“, sagt ein afrikanisches Sprichtwort. Heute jedoch ist Kindererziehung so zur Privatsache geworden, dass Fehlverhalten von Kindern im öffentlichen Raum nicht gerügt wird – man traut sich nicht, einzugreifen, weil man befürchtet, von den Eltern des kleinen oder größeren Rabauken gemaßregelt, oder – im schlimmsten Fall – sogar angezeigt zu werden. Das Magazin der SZ titelte in dieser Woche zum Thema „Hör mal, Freundchen!“ und fragte sich, warum man als Außenstehender eigentlich Ärger bekommt, wenn man das tut, was das afrikanische Sprichwort meint, nämlich auch fremde Kinder zu erziehen…

Wir am Raiffeisen-Campus wissen um die Bedeutung und den vorrangigen Platz von Erziehung. Sie muss, auch an einer Ganztagsschule, in erster Linie zu Hause stattfinden. Wir unterstützen die Eltern dabei, können und wollen sie aber nicht ersetzen. Unsere Priorität ist Bildung, die der Eltern Erziehung. Und weil wir diese Prioritäten mit den Eltern besprochen haben, ist unsere Zusammenarbeit mit den Elternhäusern so harmonisch. Und wann immer Erziehungs- und Bildungsarbeit in Überschneidung stehen und des Gesprächs bedürfen, nehmen wir uns die Zeit dazu – dafür gilt unsere 48/7-Regel, die beiden Seiten garantiert, innerhalb von 48 Stunden eine Rückmeldung und innerhalb von 7 Tagen einen ausführlichen Gesprächstermin zu bekommen. Dass wir diese Regel haben, ist vielleicht schon einer der Gründe, dass wir sie nicht jeden Tag verwenden müssen, denn das Vertrauen auf beiden Seiten ist hoch.

So war es wohl auch früher, als man ungefragt und ohne Scheu einschritt, wenn im Dorf ein Kind gegen Regeln verstieß. Wir zumindest würden uns wünschen, dass in unserer Gesellschaft (wieder) ein so grundlegender Konsens bestünde, dass unsere Kinder im guten Sinne des afrikanischen Sprichtworts vom „ganzen Dorf“ erzogen würden. Das würde dann auch die Elternhäuser etwas entlasten, die heute mit der Erziehungsarbeit auch deshalb sehr gefordert sind, weil ein Grundkonsens über Werte und Normen von Erziehung weggebrochen ist und jede Familie individuell ihren Weg finden muss. Dass diese Individualtität allerdings auch Chancen auf eine wertorientierte Erziehung beinhaltet, die heute nicht mehr zum Allgemeingut gehört, darauf wollen unsere Eltern wohl nicht verzichten und wir auch nicht…

Dass Handicaps Berücksichtigung finden, ist selbstverständlich am Raiffeisen-Campus. Und so konnte Angelina wegen einer Verletzung am Finger natürlich nicht selbst die Gottesdienstvorbereitung (Plakate malen) mitgestalten, die Herr Meffert im Religionsunterricht an die Lernerinnen und Lerner übetragen hatte. Aber "Angi" war deshalb nicht untätig sondern malte sich ein Schild und machte sich auf die Suche nach Lernerinnen und Lernern, die zwar malen können, aber keine Idee hatten, wie sie ihr Plakat gestalten sollten. Und auf diese Weise entstanden mehrere Plakate, an denen "Helferlein Angi" einen erheblichen Anteil hatte. Gut gemacht, Angelina!

Der Raiffeisen-Campus will neue Wege gehen und wenn Kinder und Jugendliche neue Wege gehen, will er sie optimal begleiten. So zum Beispiel die neuen Lernerinnen und Lerner, die sich am Montag bereits für einen Tag wie Fünftklässler fühlen dürfen. Jahrgangsleiterin Frau Maier hat mit dem Team ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, das dafür sorgt, dass die Grundschüler einen echten Einblick in unsere Schule erhalten und so die Aufregung am ersten Schultag minimiert wird. Besonders schön: Unsere aktuellen Fünftklässler schrieben Einladungen (siehe großes Foto auf der Startseite), so auch Sven an Alica… Sicher wird sie sich über eine so nette Einladung sehr freuen.

Zur Präsentation der Ergebnisse eines zu Hause selbst durchgeführten Langzeitversuches: Die Lernerinnen und Lerner haben im ersten Schuljahr am Raiffeisen-Campus bereits einiges gelernt: Beispielsweise kommt es immer wieder vor, dass sie selbst zum Lehrer werden und auf Eigeninitiative hin zu einem Thema ihrer Wahl ihren Mitlernenden etwas präsentieren.

So hielten Jannes und Markus aus der Klasse 5b im naturwissenschaftlichen Unterricht einen Vortrag über Knochen. Dabei brachte Jannes nicht nur den Gips zur Stütze seiner kürzlich gebrochenen Speiche mit, sondern ebenso die Ergebnisse eines daheim über Wochen durchgeführten Langzeitversuches. Markus präsentierte passend dazu sein medizinisches Wissen über die Knochen des Menschen.

Nachdem nun die Lernenden von Jannes und Markus einiges Neues über die Knochen des Menschen erfuhren, konnten sie selbst ertasten, was mit Hühnerknochen passiert, wenn sie in Abhängigkeit von der Zeit in Essig baden. Dabei ging es selbstverständlich im wahrsten Sinne des Wortes nach der Reihe.

Schließlich werteten Jannes und Markus die Ergebnisse mit ihren Mitlernenden gemeinsam aus und überprüften Stichprobenweise, ob die Klasse einiges Wissen rund um die Knochen behalten hat.

Am Ende bekamen die Referierenden konstruktives und ehrliches Feedback von der Klasse. Ein Lerner stellte sogar fest: "Frau Hartung, jetzt haben Jannes und Markus ja ihren Job übernommen!"

 

Im naturwissenschaftlichen Unterricht bei Jahrgangsleiterin Frau Hartung arbeiten die Lernenden immer wieder wie echte Forscher zusammen. Derzeit erforschen sie die Gelenke. Dabei dienen Kreide, Kerzenwachs und Öl als Modell für die einzelnen Teile eines Gelenks, um die Funktion derer nachzuvollziehen. So konnten die Lernenden beobachten, dass Gelenkknorpel und Gelenkschmiere einen nicht nur hinreichenden sondern notwendigen Schutz für sich bewegende Knochen bieten. Schließlich war jeder in der Lage, den Zusammenhang zwischen dem Bau und der Funktionsweise eines Gelenkes zu erklären.

Musik be-greifen: Musikunterricht am Raiffeisen-Campus: Die vergangenen drei Doppelstunden mit Frau Ingenhoven durchliefen unsere Lernerinnen und Lerner ein Stationenlernen. Die zehn Stationen zur Notenlehre (Notenlesen, Rhythmusdiktate I+II, DUR-Tonleitern, Stammtöne, Versetzungszeichen, Intervalle, Dreiklänge, Akkordbaumaschine und  Rhythmuszug) waren eine bunte Mischung aus Wiederholung des erlernten Grundwissens der vergangenen Monate und erstem Einblick in Themen der Klasse 6.

Schriftliche und praktische Übungen, mal nur auf dem Papier, mal mit den Boomwhakers, mal mit dem Smartboard führten die Lernerinnen und Lerner in Kleingruppen durch die verschiedenen Bereiche der Musik.

Sich selbst zu organisieren, sich seine Zeit einzuteilen, wirklich als Team zu arbeiten und so gemeinsam Musik zu be-greifen waren Herausforderungen, denen sich alle mit wachsendem Engagement stellten. Bei dieser Art des Unterrichtes ist besonders hilfreich, dass jede(r) ganz für sich merkt, wo Übebedarf besteht. Außerdem ist Raum und Zeit für intensive Arbeit ohne im Rampenlicht der Klassengemeinschaft zu stehen. Gerade für die sogenannten "stillen Wasser" eine Chance aufzublühen. Und so wieder ein Mosaikstein im Konzept des Raiffeisen-Campus, mit innovativem Unterricht dafür zu sorgen, dass individuelle Förderung gelingt…

"Gänsehaut", so beschrieb Jaqueline Kuch, FSJ am Raiffeisen-Campus, ihre Gefühle am Ende der völlig ausverkauften zweiten Vorstellung beim Zirkusprojekt am Raiffeisen-Campus. Und auch wenn Lehrer und Eltern sich etwas weniger emotional ausdrücken würden, empfunden haben es alle genau wie sie: Sie alle erlebten eine Sternstunde des jüngsten Gymnasiums in Rheinland-Pfalz und auch eine Sternstunde des wohl jüngsten Zirkusmanagements aller Zeiten.

Jaqueline Kuch hatte, in enger Abstimmung mit der Schulleitung und unterstützt vom gesamten Team, die Hauptlast der Vorbereitung der größten Einzelveranstaltung am Raiffeisen-Campus getragen und viele, viele kamen, um das Ergebnis zu bestaunen.

Unter den Ehrengästen waren Bürgermeister Ortseifen (VG Wirges), Mattthias Koch (Fa. Koch Gebäudetechnik), Beigeordneter Wussow (Stadt Wirges), Rektor Liebe (Theodor-Heuss-Realschule Plus Wirges). Aber die eigentlichen Prominenten, das waren die Stars in der Manege. 59 Kinder der beiden Schulen, die mit dem Projekt, zu dem der Raiffeisen-Campus eingeladen hatte, bewiesen, dass sich gastgebende Schule und Gastschule unter demselben Dach gut eingerichtet haben.

Wie der Tag selbst verlief, darüber hat die Westerwälder Zeitung am 13. Juni einen wunderbaren ganzseitigen Artikel veröffentlicht, den wir Ihnen hier zur Ansicht zur Verfügung stellen können. Besser als Redakteurin Dr. Stephanie Kühr hätten wir es nicht formulieren können…

Schulleiter Bernhard Meffert zog am Ende eines langen Tages ein Fazit: "Das Projekt passte einfach zu uns. Wir mussten ökonomisch handeln, um die hohen Investitionskosten durch Spenden und Unterstützer einzuwerben. Dann haben wir dafür Sorge getragen, dass es ein pädagogisch gutes Projekt wird und nicht einfach irgendwelche Artisten eingeladen sondern solche, von denen wir wussten, dass sie gute Pädagogen sind. Es war uns außerdem wichtig, mit der Einladung der GTS-Klasse der RS+ unter Herrn Wisser ein herzliches Dankeschön an die gastgebende Schule auszudrücken. Und schließlich haben wir mit dem großen Erfolg dank der zahlreichen Zuschauer auch etwas Gutes tun können, nämlich einen namhaften Betrag für die Katharina-Kasper-Stiftung spenden können." Auf den genauen Betrag der Spende lässt sich der Schulleiter aber noch nicht festlegen. "Noch fehlen uns die letzten Rechnungen und die zugesagten Spenden müssen erst verbucht werden. Dann aber werden wir noch vor den Sommerferien einen schönen Scheck überreichen können." Und so sagt der Raiffeisen-Campus insgesamt Danke für drei ganz besondere Tage und den reichen Applaus eines begeisterten Publikums…