Es braucht ein ganzes Dorf…

… um ein Kind zu erziehen“, sagt ein afrikanisches Sprichtwort. Heute jedoch ist Kindererziehung so zur Privatsache geworden, dass Fehlverhalten von Kindern im öffentlichen Raum nicht gerügt wird – man traut sich nicht, einzugreifen, weil man befürchtet, von den Eltern des kleinen oder größeren Rabauken gemaßregelt, oder – im schlimmsten Fall – sogar angezeigt zu werden. Das Magazin der SZ titelte in dieser Woche zum Thema „Hör mal, Freundchen!“ und fragte sich, warum man als Außenstehender eigentlich Ärger bekommt, wenn man das tut, was das afrikanische Sprichwort meint, nämlich auch fremde Kinder zu erziehen…

Wir am Raiffeisen-Campus wissen um die Bedeutung und den vorrangigen Platz von Erziehung. Sie muss, auch an einer Ganztagsschule, in erster Linie zu Hause stattfinden. Wir unterstützen die Eltern dabei, können und wollen sie aber nicht ersetzen. Unsere Priorität ist Bildung, die der Eltern Erziehung. Und weil wir diese Prioritäten mit den Eltern besprochen haben, ist unsere Zusammenarbeit mit den Elternhäusern so harmonisch. Und wann immer Erziehungs- und Bildungsarbeit in Überschneidung stehen und des Gesprächs bedürfen, nehmen wir uns die Zeit dazu – dafür gilt unsere 48/7-Regel, die beiden Seiten garantiert, innerhalb von 48 Stunden eine Rückmeldung und innerhalb von 7 Tagen einen ausführlichen Gesprächstermin zu bekommen. Dass wir diese Regel haben, ist vielleicht schon einer der Gründe, dass wir sie nicht jeden Tag verwenden müssen, denn das Vertrauen auf beiden Seiten ist hoch.

So war es wohl auch früher, als man ungefragt und ohne Scheu einschritt, wenn im Dorf ein Kind gegen Regeln verstieß. Wir zumindest würden uns wünschen, dass in unserer Gesellschaft (wieder) ein so grundlegender Konsens bestünde, dass unsere Kinder im guten Sinne des afrikanischen Sprichtworts vom „ganzen Dorf“ erzogen würden. Das würde dann auch die Elternhäuser etwas entlasten, die heute mit der Erziehungsarbeit auch deshalb sehr gefordert sind, weil ein Grundkonsens über Werte und Normen von Erziehung weggebrochen ist und jede Familie individuell ihren Weg finden muss. Dass diese Individualtität allerdings auch Chancen auf eine wertorientierte Erziehung beinhaltet, die heute nicht mehr zum Allgemeingut gehört, darauf wollen unsere Eltern wohl nicht verzichten und wir auch nicht…

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