Zwei Monate am Raiffeisen-Campus sind bis jetzt vergangen, und neben der kognitiven Bildung erfahren die Lernerinnen und Lerner, dass soziale Kompetenzen eine wichtige Rolle am Campus spielen. Dank des Einsatzes von Herrn Huhndorf, der dem Raiffeisen-Campus ein Fußballtor zur Verfügung gestellt hatte, wurde den LernerInnen ein neues, pausenfüllendes Vergnügen ermöglicht.

Durch diese und weitere tolle Spenden wie Softbälle, die nebenbei noch die Verletzungsgefahr der LernerInnen minimieren, kann man seit geraumer Zeit in den Pausen erkennen, dass sich das Sozialverhalten der Kinder fast täglich steigert. Man klatscht sich ab, jeder Treffer wird frenetisch gefeiert und vergebene Chancen werden schnell abgetan. Was dabei schön anzusehen ist, ist die Tatsache, dass es keine Berührungsängste zwischen der Schülerschaft der Realschule plus und den LernerInnen des Raiffeisen-Campus gibt.

Wie auf dem Bild zu erkennen ist, ist der Ehrgeiz zu gewinnen zwar hoch, doch trotz des spielerisch hohen Einsatzes entsteht ein „Wir-Gefühl“, das auch durch die unterschiedliche Kleidung der beiden Gruppen auf dem Schulgelände  nicht beeinflusst wird.

An diesem tollen Beispiel wird deutlich, dass der Sport an Schulen nicht nur zum „Austoben“ gedacht ist. An erster Stelle kann man durch sportliche Aktivitäten, gerade in den Pausen, die Integration untereinander und auch über die Grenzen hinaus fördern.

Mit sichtbaren Glückwünschen von Geschäftsführer Jochen König fuhren die Klassen 5a und 5b mit Königs Reisen Mitte September für drei Tage an den Rand des Westerwaldsteiges nach Bad Marienberg. Dort erwartete die Lernerinnen und Lerner ein spannendes Survival-Erlebnis: Sie bauten aus dem, was der Wald an totem Material bot, eigene Hütten und machten ohne Streichhölzer und Feuerzeuge ihr eigenes kleines Feuer. Beim abendlichen Grillvergnügen im Jugendgästehaus Bad Marienberg konnten die Lernerinnen und Lerner ihre gemachten Erfahrungen gleich anwenden. Außerdem überwanden sie, angeleitet von den beiden TrainerInnen von „Mit Sack und Pack“, unüberquerbar scheinende Hürden, lösten knifflige Aufgaben und entwickelten eigene Klassenwappen aus Naturmaterial zur spielerischen Stärkung des Wir-Gefühls in den Klassen-Teams.

Des weiteren bot das Jugendgästehaus hervorragende Möglichkeiten und Gelegenheiten zu Sport und Spiel drinnen und draußen, so dass wir den zweiten Abend bei Tanz und Spiel gemeinsam ausklingen lassen konnten. Zusammengefasst lässt es sich mit den Worten einer/s Lernenden treffend formulieren: „Zimmer gut, Essen gut, Programm gut“.

1 und 2 und 3 und 4 und… oder runter, links, rechts, rauf… oder… wie war das noch mal?

Nachdem die Lernerinnen und Lerner in den vergangenen Wochen tief in die Thematik von Rhythmus, Rhythmussprache und Notenwerten eingetaucht waren und ja bereits durch das Musizieren mit den Boomwhackers Praxiserfahrung erworben hatten, folgte nun in der letzten Schulwoche das Thema "Takt und Taktarten" auf dem Fuß. Oder besser: in die Hand.

Nach gemeinsamer Erarbeitung der Theorie ging es jetzt erneut um das (im Wortsinn) Begreifen der Thematik: Stock oder besser Stift in die Hand und schon wurde zu den verschiedenen Hörbeispielen "gepinselt", was das Zeug hielt. Die meisten LernerInnen hatten große Freude bei dieser völlig neuen Tätigkeit, alle waren sie aber überrascht, wie anstrengend dirigieren ist. Und dabei dauerte hier ein Stück nur ca. 3 min.

Gemeinsam stellte man also fest, dass ein Dirigent ziemlich fit sein muss, wenn er ein ganzes Sinfoniekonzert oder gar eine Wagner-Oper dirigieren muss. Interessant war wohl auch die ein oder andere Anekdote, die die Musiklehrerin Frau Ingenhoven aus Ihrer Zeit als Orchesterflötistin erzählen konnte. Wenn aus dem Nähkästchen – Verzeihung – Operngraben geplaudert wird, ist Oper also doch nicht ganz uninteressant…

Vorstandsvorsitzender der WGZ Bank, Düsseldorf anlässlich der Festveranstaltung zur Gründung des Raiffeisen-Campus am 19.09.2011: „Herausforderungen und Chancen einer Wissensgesellschaft“

Verehrte Festgäste,

sehr geehrte Frau Caron-Petry,

sehr geehrter Herr Kehl,

meine Damen und Herren,

liebe Schülerinnen und Schüler,

alle Eltern wünschen sich ein glückliches, erfülltes und erfolgreiches Leben für ihre Kinder. Gerade in der schulischen Ausbildung wollen sie – selbstverständlich – die Weichen richtig stellen. Doch wie bringt man das zuwege? Wo findet man verlässliche Orientierung? Und vor allen Dingen, wie kann man seine Kinder im fördernden Sinne unterstützen? Viele Fragen, die sich stellen. Und um es vorweg zu nehmen, allgemeingültige und zweifelsfrei richtige Antworten dürften kaum zu finden sein. Aber in diesem Sinne möchte der Raiffeisen-Campus – wenn ich es richtig sehe – so etwas wie eine mögliche Antwort geben.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

es ist mir eine besondere Freude, heute hier anlässlich der Festveranstaltung zum Start des Raiffeisen-Campus zu Ihnen sprechen zu dürfen. Es kommt wohl nicht allzu häufig vor, dass ein Bankvorstand einen Festvortrag anlässlich der Gründung einer privaten Schule zu halten gebeten wird; wobei „Festvortrag“ ein wenig überhöht erscheint, eher möchte ich Ihnen einige Gedanken vermitteln. Ich freue mich, auf ein Thema eingehen zu dürfen, dass der WGZ BANK aber auch mir selbst gleichermaßen am Herzen liegt: optimale Bildungsangebote für unsere Kinder und Jugendlichen. Die WGZ BANK setzt sich seit vielen Jahren auf verschiedene Weise für eine Erweiterung und Verbesserung der Bildungsangebote in unserem Land ein. Unser Engagement für den Raiffeisen-Campus knüpft hieran nahtlos an. Die Entscheidung, Bildungsangebote in unterschiedlicher Form zu fördern, haben wir schon vor geraumer Zeit aus tiefer Überzeugung getroffen.
Bildung, meine Damen und Herren, ist die wichtigste und praktisch einzige bedeutende Ressource, die wir in Deutschland haben.

Deutschland hat keine Rohstoffe in nennenswertem Umfang, keine Seltenen Erden, mit denen sich auf den Weltmärkten volkswirtschaftliches Vermögen schöpfen ließe. Unsere Bodenschätze sind im übertragenen Sinne unsere Ideen. Wir waren und sind das viel zitierte Land der Dichter und Denker. Deutschland ist – sollte ich einfügen „noch“? – eine Wissensgesellschaft. Unseren Wohlstand verdanken wir den Fähigkeiten unserer hervorragend ausgebildeten Arbeitnehmer, den technischen Leistungen unserer Ingenieure und den Grundlagen, die unsere Geisteswissenschaftler mit ihrer Forschung und Lehre gelegt haben. Unser heutiges Wissen, und künftig das Wissen sowie die Fähigkeiten unserer Nachkommen, bestimmen maßgeblich die Chancen unseres Landes, sich im internationalen Wettbewerb behaupten zu können. Unser zukünftiger Wohlstand hängt ganz wesentlich vom Niveau der schulischen und beruflichen Ausbildung unserer Kinder ab. Andere Länder holen gewaltig auf. Nicht nur, aber auch deshalb ist Bildung so wichtig. Dabei darf ich an dieser Stelle betonen, dass zu einer umfassenden Bildung nicht nur die Vermittlung reinen Wissens, sondern gleichwertig auch die Schulung des sozialen, künstlerischen und kommunikativen Verhaltens gehört. Anpassungsfähigkeit, Selbstkontrolle, Problemlösungskompetenz, logisches Denken und vieles mehr gesellt sich hinzu.

Dieser breiten Ausrichtung in der Ausbildung unserer Kinder wird das Bildungsangebot in Deutschland aber an vielen Stellen nicht mehr hinreichend gerecht. Die Qualität der schulischen und universitären Ausbildung und wohl auch die Höhe der jährlichen Investitionen in den Bildungsbereich sind vielfach noch ausbaufähig. Ein Ausbau, der dringend geboten ist. Davon profitiert nicht nur die Gesellschaft insgesamt, auch für die Entwicklung eines jeden einzelnen jungen Menschen ist ein optimales Bildungsangebot und dessen Nutzung prägend für seinen Lebenslauf. Und das Bewusstsein dafür, dass eine gute Ausbildung eine stetig wachsende Bedeutung bekommt, ist enorm gestiegen. Alle Statistiken zeigen uns, dass die beruflichen Einstiegs- und Aufstiegschancen ganz wesentlich von einer guten schulischen Bildung abhängen. Ohne einen qualifizierten Schulabschluss ist ein Einstieg in das Berufsleben heute in Deutschland praktisch ausgeschlossen. Und eine gute Ausbildung ist die beste Voraussetzung gegen Arbeitslosigkeit: (Akademiker 2,5 %, Berufschulabschluss: 7 %, ohne Abschluss: 22%). Im Übrigen zeigt sich schon jetzt sehr deutlich: Eine hervorragende Ausbildung und entschlossene Leistungsbereitschaft werden in Zeiten der Globalisierung höher belohnt, ein Scheitern aber weitaus härter bestraft, als in früheren Zeiten.

Wie aber ist es um unser Bildungsangebot in Deutschland bestellt? Wohl nicht ganz so, wie wir es uns alle wünschen würden und wohl auch nicht ganz so, wie gelegentlich beschönigend dargestellt. Ich darf nur einige Fakten nennen:

Bei einer 2010 vom DIHK durchgeführten Umfrage haben 54 Prozent der teilnehmenden 15 000 Betriebe angegeben, Nachhilfeunterricht für ihre Auszubildenden zu organisieren. Dies ist ein erfreuliches Engagement der Betriebe. Aber leider auch ein deutliches Signal dafür, dass die schulische Ausbildung den heutigen Anforderungen offenbar nicht mehr in jeder Beziehung gerecht wird. Denn diese von den Unternehmen erbrachten Bildungsmaßnahmen wären eigentlich in der Schule zu leisten.

Diese unzureichende schulische Ausbildung hat dann ihrerseits Konsequenz für den weiteren beruflichen Lebensweg. Nach einer Untersuchung der Friedrich-Ebert-Stiftung aus dem Jahr 2009 verfügen rund 1,5 Millionen junger Erwachsener zwischen 20 und 29 Jahren in Deutschland über keinen Berufsabschluss. Der fehlende Berufsabschluss führt nahezu zwangsläufig in die Jugendarbeitslosigkeit – mit all ihren daraus entstehenden gesellschaftlichen Problemen. Wissenschaftler reden inzwischen insoweit von einer verlorenen Generation. Das darf und kann sich keine Gesellschaft und schon gar nicht eine entwickelte moderne Volkswirtschaft leisten.

Das führt zu weiteren Betrachtungen der Herausforderungen in unserer Wissensgesellschaft. Und hier gilt es, eine bedrückende Feststellung voranzustellen: Das Bildungsniveau in Deutschland ist für eine führende Industrienation im Vergleich zu anderen großen Volkswirtschaften inzwischen erkennbar zurückgefallen. Da muss man nicht die Ergebnisse der bisherigen vier Pisa-Erhebungen bemühen. Denn die Pisa-Ergebnisse darf man keineswegs zum Maß aller Dinge erheben – es gibt auch beachtenswerte Kritik an der Art ihrer Erhebung und Bewertung. Aber die Resultate zeigen gleichwohl, wie Deutschland im europäischen Vergleich positioniert ist. Dass wir in den Pisa-Erhebungen teilweise im hinteren Mittelfeld landen, hängt wohl auch damit zusammen, dass wir zu wenig in die Bildung investieren. Gerade auch im internationalen Vergleich.

Ob und inwieweit die Entwicklung der Staatsfinanzen dazu beigetragen hat, dass der Anteil der staatlichen Ausgaben für Bildung relativ gesehen in den vergangenen Jahren abgenommen hat, möchte ich an dieser Stelle nicht erörtern. Nur soviel: Lägen die Bildungsausgaben heute in Relation zum Bruttoinlandsprodukt so hoch wie 1995, müsste das entsprechende Budget in unserem Lande jährlich um über 14 Milliarden Euro höher dotiert werden, als das gegenwärtig der Fall ist. Nach einem Bericht der OECD aus dem Jahr 2009 wurden in Deutschland 2007 lediglich 4,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) für Bildung aufgewandt. Der Durchschnitt der OECD Länder brachte es dagegen auf 6,1 Prozent. Dies ist ein beachtlicher Rückstand. Ein Rückstand, der neben vielen weiteren Beobachtungen nachdenklich stimmen muss.

So wünschenswert es daher wäre, mehr finanzielle Mittel für die Bildung durch den Staat zur Verfügung zu stellen: realistisch scheint die Erfüllung dieses Wunsches gegenwärtig kaum zu sein. Wir müssen vielmehr davon ausgehen, dass sich an dieser Unterfinanzierung der Bildungseinrichtungen durch den Staat in absehbarer Zukunft wohl wenig ändern wird. Trotz aller gegenteiligen politischen Bekenntnisse. Einfach deshalb, weil den Kommunen, weil den Bundesländern ausreichende Mittel oftmals gar nicht zur Verfügung stehen. Die öffentlichen Haushalte sind auch in Deutschland häufig in erheblicher Höhe belastet. Die vielfältigen finanzpolitischen Sünden der Vergangenheit wirken sich so unmittelbar auf die Zukunftschancen unserer Kinder aus. Auch deshalb, meine Damen und Herren, ist privates Engagement im Bildungsbereich gefordert.

Das haben auch die Initiatoren des Raiffeisen-Campus so gesehen und in beeindruckender und beispielgebender Weise privates Engagement an den Tag gelegt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich erstmals von Herrn Dr. Kukuk auf die Pläne zur Gründung eines privaten Gymnasiums im unteren Westerwald angesprochen wurde. Es ist, lieber Herr Dr. Kukuk, nicht einmal ein Jahr seitdem vergangen. Sie und Ihre Mitstreiter haben von Beginn an eine ansteckende Begeisterung für das Projekt vermittelt. Sie haben sich aufkommenden Zweifeln souverän zugewandt, immer wieder Zuversicht an den Tag gelegt und fest daran geglaubt: dieses Projekt wird gelingen. Dass es in den zurückliegenden Monaten gleichwohl die eine oder andere Herausforderung zu meistern galt, soll aber nicht verschwiegen werden. Umso erfreulicher ist es für alle Beteiligten, heute die Gründung des Raiffeisen-Campus feierlich begehen zu können. Und wie wir ja wissen, hat der Raiffeisen-Campus seinen Schulbetrieb bereits vor sieben Wochen aufgenommen. Und einen ersten Eindruck darüber, zu welchen Leistungen die Schule ihre Lernerinnen und Lerner [Anm. So bezeichnet der Raiffeisen-Campus seine Schülerinnen und Schüler] ermuntert, haben wir ja eben schon gewinnen dürfen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, gestatten Sie mir einige Bemerkungen zum Raiffeisen-Campus als private Schule in genossenschaftlicher Trägerschaft. Das private Gymnasium in Wirges in Trägerschaft einer Genossenschaft zu gründen, war eine ganz bewusste Entscheidung der Initiatoren und der Förderer des Projektes. Dies hängt mit der Region zusammen, in der wir uns hier befinden, und natürlich auch mit den Unternehmensgrundsätzen der Unterstützer des Raiffeisen-Campus. Und wenn wir uns heute im Schloss Montabaur zum Gründungsfestakt treffen, ist auch dies eine bewusste Entscheidung. Denn Schlossherr ist die Akademie Deutscher Genossenschaften, also das führende Schulungszentrum der deutschen Genossenschaften. Gar nicht weit entfernt von hier, in Hamm, Weyerbusch, Flammersfeld und Heddesdorf, heute ein Stadtteil von Neuwied, liegen Geburtsstätte und beruflicher Wirkungskreis von Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Er hat zusammen mit Hermann Schulze-Delitzsch die Genossenschaftsbewegung im 19. Jahrhundert begründet. Einer der Kernsätze Raiffeisens ist auch auf der Einladung zur heutigen Veranstaltung nachzulesen: „Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele“. Raiffeisen’s Idee, die im 19. Jahrhundert vielfach anzutreffende Not der Landbevölkerung dadurch zu lindern, Genossenschaften zu gründen, in denen man sich gegenseitig unterstützt, ist aktueller denn je. Die von Raiffeisen und Schulze-Delitzsch vertretenen Prinzipien verkörpern heute wie vor mehr als 150 Jahren, wenn man so will, eine Lebenseinstellung, der wir uns als Genossenschaften unverändert verpflichtet fühlen.

Hilfe zur Selbsthilfe, Solidarität und Selbstverantwortung, das sind Kernelemente der Genossenschaftsbewegung. Nicht der Staat ist der Adressat, in dessen Richtung Hilferufe formuliert werden. Jeder einzelne Bürger ist aufgerufen, selbst etwas zum Wohle der Gemeinschaft zu tun. Nichts anderes verbirgt sich hinter John F. Kennedys legendärem Satz: „Fragt nicht, was Euer Land für Euch tun kann, sondern fragt, was Ihr für Euer Land tun könnt.“. Raiffeisen sprach von der Hilfe zur Selbsthilfe. Das heißt nicht, den Staat aus seiner Verpflichtung zu entlassen, die Grundlagen eines gedeihlichen Zusammenlebens seiner Bürger zu schaffen. Aber es bedeutet, eben nicht immer nur auf staatliche Hilfe zu warten, sondern sich privat zu engagieren. Gerade dann, wenn staatliche Mittel nicht ausreichen, um das zu erreichen, was wünschenswert und erforderlich ist. Genau dies haben die Initiatoren des Raiffeisen-Campus getan. Und ihr Engagement entspricht im weitesten Sinne jenen genossenschaftlichen Prinzipien, denen sich die ADG, die DZ BANK, die Westerwald Bank und die WGZ BANK als Teil der genossenschaftlichen FinanzGruppe verpflichtet fühlen. Deshalb, aber auch weil wir vom Konzept des Raiffeisen-Campus überzeugt sind, unterstützen wir diese private Initiative.

Lassen Sie mich, meine Damen und Herren, zur Verdeutlichung dessen, was privat finanzierte Bildungsangebote in Ergänzung zu und in Zusammenarbeit mit staatlichen Schulen zu leisten vermögen, an dieser Stelle ganz kurz auf ein anderes Projekt hinweisen, das wir mit unserer WGZ BANK Stiftung unterstützen: Die „Schüler-Sommerakademie“. Die Stiftung führte diese Sommerakademie in diesem Jahr erstmals an zwei Standorten – Neuwied und Münster – durch. Die Sommerakademie hat zum Ziel, lernschwächeren Schülerinnen und Schülern, bei denen es bisher an der notwendigen individuellen Unterstützung gefehlt hat und deren schulische Prognose negativ ist, einen erfolgreichen Schulabschluss zu ermöglichen. Damit soll Ihnen anschließend der Weg zu einem Ausbildungsplatz eröffnet werden. Die Teilnehmer erhalten in einem dreiwöchigen Sommercamp während der Sommerferien eine ganztägige Betreuung durch erfahrene pädagogische Kräfte. Die Jugendlichen werden in wichtigen schulischen Fächern unterrichtet, sie erfahren eine künstlerische und sportliche Ausbildung sowie ein individuelles Coaching im Hinblick auf die Entwicklung ihrer eigenen Persönlichkeit. Anschließend werden sie während ihres gesamten letzten Schuljahres regelmäßig von Studierenden unterstützt und begleitet.

Meine Mitarbeiter, die sich selbst anlässlich verschiedener Besuche der Sommercamps persönlich davon überzeugen konnten, was eine derart intensive Betreuung Jugendlicher bewirken kann, haben mir begeistert berichtet. Jugendliche, die in unserem ‚normalen’ Schulbetrieb praktisch kaum noch erreicht werden konnten, die bis dato keinen rechten Zugang zu schulischen Angeboten gefunden hatten, haben stolz von ihren Lernerfolgen, aber auch über ihre persönliche Entwicklung berichtet. Ja, einige waren ganz betrübt, dass sie nur drei und nicht die ganzen sechs Wochen ihrer Sommerferien in dem Camp verbringen durften. Dabei muss man wissen, dass es zunächst beharrlicher Überredungskunst bedurft hatte, die Jugendlichen überhaupt zur Teilnahme zu bewegen. Die Sommerakademie beweist, wie wichtig es ist, Kindern und Jugendlichen ihren Verhältnissen entsprechende optimale Bildungsangebote zu unterbreiten. „Fordern und Fördern“ so war zu beobachten und auf besondere Weise erlebbar zu machen.

Und damit komme ich zurück zum Raiffeisen-Campus. Der Raiffeisen-Campus ist nicht einfach eine weitere Schule, ein weiteres Gymnasium im Westerwaldkreis. Er ist ein ganz gezieltes Angebot. Ich brauche Ihnen, liebe Eltern, die Sie Ihre Kinder für den Raiffeisen-Campus angemeldet haben, nicht den besonderen Anspruch der Schule zu erläutern. Sie kennen ihn und haben deshalb Ihre Kinder am Raiffeisen-Campus angemeldet. Lassen Sie mich dennoch zwei Punkte herausgreifen, die ich für besonders wichtig halte:

  1. Der Raiffeisen-Campus will seine Lernerinnen und Lerner zu jungen Menschen ausbilden, die auf den christlichen Grundwerten basierend ihre Kompetenzen und ihr Wissen so anwenden können und vor allen Dingen anwenden wollen, dass ihr persönliches Wohl und das Gemeinwohl in Einklang gebracht werden können. Das hat sehr viel mit dem von mir schon erwähnten genossenschaftlichen Gedankengut zu tun. Genossenschaften geht es nämlich nicht um den größtmöglichen Profit des Einzelnen, sondern um die bestmögliche Entwicklung der Gemeinschaft als Ganzes. Je besser dabei der Einzelne ausgebildet ist, umso mehr kann er zur Wertschöpfung in der Gemeinschaft beitragen. Der Raiffeisen-Campus schafft die Voraussetzungen dafür, dass seine Lernerinnen und Lerner optimale Möglichkeiten haben, die notwendigen Qualifikationen für ihr späteres Leben in einer globalisierten Welt zu erwerben.
  2. Der Raiffeisen-Campus ist dabei aber keine Schule für gesellschaftliche Eliten. Gelegentlich würde ich mir in der öffentlichen Diskussion einen etwas unverkrampfteren Umgang mit dem Begriff „Elite“ wünschen. Der Raiffeisen-Campus ist vielmehr eine Schule für alle, die sich stark fordern und dadurch intensiv fördern lassen wollen. Denen es darum geht, das Beste aus ihren Fähigkeiten zu machen. Und die dabei dennoch den Grundgedanken, Gemeinsinn geht vor Eigensinn, beherzigen. Auch das entspricht den genossenschaftlichen Prinzipien.

Meine Damen und Herren, ich komme zum Abschluss meiner kurzen Betrachtung. Der Raiffeisen-Campus ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie privates Engagement zum Wohle aller eingesetzt werden kann. Der Raiffeisen-Campus hat alle Chancen, in den kommenden Jahren zu einer der ersten Adressen im Westerwald zu werden, wenn es um hervorragende schulische Ausbildung geht. Er wird die Aufgaben meistern, die unsere heutige Zeit und die Zukunft an die Ausbildung junger Menschen stellen. Ich wünsche den Lernerinnen und Lernern und natürlich auch den Lehrerinnen und Lehrern viel Erfolg bei der Umsetzung Ihrer Ziele. Die WGZ BANK wird, und ich darf dies im Namen aller Unterstützer, der

DZ BANK, der Akademie Deutscher Genossenschaften, der Westerwald Bank eG sowie der Firma Koch Bedachungen in Wirges sagen, wir werden den Raiffeisen-Campus auf seinem weiteren Weg nach besten Kräften unterstützen. Denn wir wissen: Investitionen in Bildung sind Investitionen in unsere gemeinsame Zukunft. Hilfe zur Selbsthilfe kann letztlich nur derjenige praktizieren, der über Fertigkeiten und Fähigkeiten verfügt. Bildung prägt im Übrigen auch gesellschaftliches Verhalten (Zufriedenheit, Ehrenamt, Wahlbeteiligung (Berlin)). Sie wissen ja, Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn man alles vergessen hat, was man gelernt hat.

Eine abschließende Bemerkung: „Voller Angst begleiten Eltern die Karriere ihrer Kinder. Von der Kita bis zur Promotion. Die Eltern fühlen sich gefordert, wie nie. Das Projekt Kind muss gelingen.“, so die „FAZ am Sonntag“ vor einigen Wochen.

So weit sollte es nicht kommen. Kinder dürfen nicht unter einem falsch verstandenen Erwartungsdruck ihrer Eltern leiden. Auch in diesem Sinne kommen Aufgaben auf den Raiffeisen-Campus zu. Im Übrigen, meine Damen und Herren, bin ich davon überzeugt, dass alle Eltern hier im Raum vertraut sind mit der Feststellung von Pestalozzi: „Ihr braucht Eure Kinder nicht zu erziehen, sie machen Euch sowieso alles nach.“.

Eltern und Schule, Schule und Eltern haben eine gemeinsame Aufgabe. Eine Aufgabe, in der beide Verantwortung tragen, die nicht delegierbar ist.“

Die Überschrift ist dem Umstand geschuldet, dass unser Projekt noch längst nicht beendet ist und deshalb weitere Rückblicke folgen werden, so nach dem 21. Oktober, wenn wir den Scheck über das erwirtschaftete Geld an die Tafel Montabaur/Wirges übergeben können werden.

Alles begann im Frühjahr 2011 mit einer nicht ganz neuen Idee des Schulleiters und wurde dann von Projektleiterin Stephanie Kisters verwirklicht.

Erster und wichtiger Veranstaltungsteil war der Vortrag von Paul Widner, dann der eigentliche Erntetag am 24.9., an dem 140 Menschen die Streuobstwiese abernteten und annähernd zwei Container mit Äpfeln füllten, insgesamt 5910kg (die fehlenden 90kg wurden von vermeintlich arglosen Menschen entnommen, die sich aber auch als sie angesprochen wurden keiner Schuld bewusst waren). Am Erfolg haben neben den fleißigen Helfern vor allem die Fam. Brinke, Decker und Weyer Anteil und die Partner-Firmen Bellersheim und Getränke-Schenkelberg, die uns ihre Leistungen nicht in Rechnung stellten. Vielen Dank dafür!

Am Nachmittag erholte man sich bei kühlen Getränken, Bratwurst und frisch gekeltertem Apfelsaft auf dem Schulhof in Wirges.

Am 27.9. fuhren die Lernerinnen und Lerner nach Koblenz, wo sie die Mosterei Schwaab besichtigten (separater Artikel folgt). Der Chef der Mosterei, Herr Schwaab, hatte sich sehr viel Zeit genommen und führte die beiden Klassen durch seinen Betrieb. Demnächst erscheint in dieser Sektion ein Bericht eines Lerners unter der Überschrift "Wie der Apfel in die Flasche kommt.". Anschließend fuhren die beiden Klassen zur BUGA. Inzwischen ist der Apfelsaft fertig abgefüllt und steht bei unserem Partner, der Fa. Getränke Schenkelberg in Siershahn zur Abholung bereit, man kann ihn aber auch einfach online bestellen und er wird nach Hause geliefert.

und blüht bereits. Nur gut sieben Wochen nach dem Start in eine neue Schulgeschichte haben die am ersten Schultag ausgesäten Blumen die ersten Blüten. Natürlich haben wir für den Pflanzkasten eine kleine Sorte Sonnenblumen ausgewählt, aber alle Lernerinnen und Lerner wetteifern seit Wochen, wessen Samenkorn die größte und schönste Pflanze hervorbringt. Ein schönes Bild für ihr Verhalten beim Lernen, vorausgesetzt, sie haben verstanden, dass man bei diesem Wetteifer darauf achten muss, dass alle Blumen genug Wasser haben. Und die Wurzeln im Blumenkasten wie beim Lernen reichen in die gleiche Erde…