Fahrt aufnehmen und Höhe gewinnen!

Mit Gottes Segen geht der Raiffeisen-Campus in das neue Schuljahr und beginnt deshalb das Jahr traditionell mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Martin-Luther-Kirche in Wirges, die aber zunehmend enger wird…

Vorbereitet hatte den Gottesdienst Religionslehrer Herr Meffert und er stellte ihn unter die Metapher einer Gasballons, der Ballast abwerfen muss, um Höhe zu gewinnen, aber nicht zu hoch steigen darf, damit die Luft nicht dünn wird. Schrifttexte waren der Aufbruch Abrahams (Gen 12,1-5) und der reiche Jüngling, der vor lauter Wohlstandsballast traurig am Boden bleibt, statt Jesus zu folgen (Mt 16,19-22).

Hier der Text der Predigt von Herr Meffert:

„Liebe Lernerinnen und Lerner, liebe Eltern und Großeltern, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Antwort auf die Frage, warum man bei Ballons nicht von „fliegen“, sondern von „fahren“ spricht, ist nicht recherchiert, sondern eine ganz persönliche. Beim Ballon spricht man von fahren, weil es dem Ballon eben nicht in erster Linie darum geht, in die Höhe zu steigen – ganz im Gegenteil, er tut alles um den Höhenflug zu begrenzen – sondern es geht ihm um das vorwärts kommen. Damit er aber vorwärts kommt, braucht er eine bestimmte Höhe, genau zwischen Himmel und Erde. Und damit er die gewinnt, muss er Ballast abwerfen, genau so, wie man es eben im Video sah..   Als ich in den Sommerferien über unserem Haus einen solchen Gasballon sah, der, wie ich später herausfand, in Frankreich gestartet war, wusste ich, wie ich die beiden Texte des heutigen Gottesdienstes erklären kann.   Da ist zunächst unser Stammvater Abraham. Abraham, und das ist mir besonders wichtig, weil wir ja auch muslimische Lernerinnen und Lerner haben, Abraham ist unser gemeinsamer Stammvater, der der Juden, Christen und Muslimen. Von diesem Stammvater hören wir heute, dass er sich aufmacht – so wie wir heute. Das Versprechen Gottes gilt auch für uns: Gott verspricht uns, dass, wenn wir uns in seinem Namen aufmachen, die Reise antreten (übrigens eine Reise ins Ungewisse auch für Abraham), dass wir dann unter seinem Segen stehen.

Unser Schuljahr ist auch eine unbekannte Wegstrecke. Selbst wenn wir den Stundenplan schon kennen, wissen wir doch nicht, was auf uns zukommt, was wir alles lernen und erleben werden und auch nicht, warum wir wann niedergeschlagen, frustriert, zornig oder traurig sein werden. Und dennoch machen wir es wie Abraham: Wir laufen nicht weg, sondern freuen uns auf den Weg, der vor uns liegt. Und wenn wir an Gott glauben können, dann fällt uns das leichter, weil wir wissen, dass wir den Weg mit Ihm gehen. Abraham, so erzählt die Bibel, war ein alter Mann und ließ sich auf Neues ein, weil er Gott vertraute. Wir sollten also erst recht so mutig sein wie er. Abraham nimmt alles mit, was ihm wichtig ist. Aber so wie der Ballonfahrer nicht seinen Wohnzimmerschrank in den Korb packt, so musste auch Abraham vieles zurücklassen. Erwähnt werden, dass er seine ganze Familie mitnimmt, die Menschen, die ihm am Herzen liegen. Die Habe, die erwähnt wird, kann nur so schwer gewesen sein, wie die Lasttiere es tragen konnten. Sicher keine Möbel, nur Zelte, Werkzeuge, Kleidung, Nahrung.

Von Abraham können wir lernen: Im neuen Schuljahr entscheidet nicht, was wir alles mitnehmen aus dem letzten Schuljahr, sondern ob wir unseren Ballonkorb – unsere Schultasche richtig gepackt haben. Was da reingehört, habt Ihr auf den Zetteln geschrieben, die wir hier vorne gesammelt haben.

Und dann haben wir einen zweiten Texte gehört, der handelt auch von einem Mann, der durchstarten will – mit Jesus. Und Jesus fragt ihn nach seinem Ballonfahrerschein, m.a.W., ob er in der Lage ist, mit ihm zu gehen. Und der junge Mann sagt, dass er alle Gebote gehalten hat. Er weiß also, wo es lang geht, wäre ein guter Mitfahrer. Aber dann fragt ihn Jesus nach seinem Gepäck. Und fordert ihn auf, es zurückzulassen, den schweren nassen Sand seines Reichtums aufzugeben, damit der Ballon abheben kann. Wie es endet, wisst Ihr. Er bleibt am Boden.

Was lernen wir daraus für das neue Schuljahr? Wir müssen wohl manches zurücklassen, was uns am Boden hält, was uns am Abheben hindert. Auch das habt Ihr auf den Sandsackzetteln notiert. Ich möchte Euch bitten, diese Zettel hier in den Papierkorb zu werfen, wir werden so den Ballast des letzten Schuljahres zurücklassen und die Kofferzettel bitte ich Euch vor den Altar zu legen, sodass wir sie in unser Gebet einschließen.

Also: Wenn wir uns als Menschen auf dem Weg in das neue Schuljahr aufmachen und das Schlechte des letzten Jahres zurücklassen, dann werden wir aufsteigen. Wenn wir dabei die Balance zwischen Himmel und Erde bewahren, kommen wir der Sonne nicht zu nahe, zerschellen nicht an den spitzen Bergen und kommen vorwärts. Lasst uns also sowohl auf den guten Gott schauen, den wir so gerne im Himmel verorten aber auch auf unsere gute Erde, die wir im Blick halten müssen, wenn wir Seinen Willen erfüllen wollen.“

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