"Der Besuch der alten Dame"- Handlungsorientiert

Im Deutschunterricht der Klasse 9a mit Frau Groß wurde jüngst über die Schuldfrage im Drama „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt diskutiert. Die Klasse wurde zuvor in kleinere Gruppen eingeteilt, die sich jeweils mit dem Tod von Alfred Ill (Hauptprotagonisten des Stückes) befassten und diesen Tod nun vor Gericht klären sollten. Alle wichtigen Figuren – Claire Zachanassian, die Ehefrau, der Lehrer, Vertreter der Polizei, der Bürgermeister als Oberhaupt des kleinen Städtchens Güllen und der Arzt – mussten vor Gericht treten und erklären, wieso sie aus ihrer Sicht unschuldig seien. Dazu wurde eine Gruppe von Lernern gebildet, die sich die Gesamtlage der Verstrickungen in Güllen näher anschaute und für jeden Beteiligten ein Urteil sprach und auch begründete.

Die Aufgabe dieser Gruppe war es dann auch, die Richterbank bei der Urteilsverkündung zu stellen. Ella, Berti und Maxi meisterten diese Herausforderung sehr gut, ebenso erfolgreich verlief die Befragung vor Gericht. Die Lerner konnten sich gut in ihre Rollen hineinversetzen und ihre Positionen deutlich vertreten.

Wer das Stück zum ersten Mal liest, wird vermutlich spontan sagen, dass ganz Güllen eine Mitschuld am Tod der Figur Alfred Ill trage und dass es perfide sei, Gerechtigkeit durch einen Mord zu erkaufen. Ebenso erscheint es als eine Schande für alle Bewohner, die sich in ihrem Bestreben nach Reichtum Stück für Stück schuldig machen. Sie kaufen auf Pump, beschwichtigen halbherzig ihren „Freund“ Ill und jagen ihn letztlich selbst.

Die Lernerinnen und Lerner der 9a haben jedoch kein Pauschalurteil gefällt, sondern jeden Täter in seinem Handeln analysiert, Fragen gestellt, Eingeständnisse erzielt und letztlich jedem eine gerechte Strafe erteilt. Somit ist es ihnen gelungen, einen differenzierten Zugang zu diesem Text zu erzielen.  

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar