Zwischen Geburt und Vertrauen: Ein Praktikum in der Welt der Hebamme
In der letzten Woche durfte ich die ersten Schritte in die Zukunft erleben. Und das nicht nur in meine berufliche Laufbahn, sondern auch in das zukünftige Leben kleiner neuer Menschen.
In der neunten Klasse stand ein zweiwöchiges Praktikum an, das ich bei verschiedenen freiberuflichen Hebammen absolvierte, die Hausbesuche machen. Diese Hebammen betreuen schwangere Frauen ab dem positiven Schwangerschaftstest, während der gesamten Schwangerschaft, bis zur Geburt und auch in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt. Besonders wichtig ist dabei das Vertrauensverhältnis zwischen den Schwangeren und der Hebamme. Eines der ersten Dinge die mir auffielen, war der Umgang zwischen Hebamme und (werdender) Mutter. Die Frauen fühlten sich bei ihrer Hebamme total wohl und vertrauten ihr immens. Zudem waren sie sehr dankbar für jede Hilfe und jeden Tipp, den sie erhielten. Ich konnte viel über den Alltag, den Umgang miteinander, aber auch über Anatomie und Medizin lernen.
Auch wenn die positiven Seiten dieses Berufs überwiegen, gibt es auch schwierige und traurige Aspekte. Frauen sind frustriert, wenn ihr Kind viel schreit oder wenn das Stillen nicht sofort klappt. Zudem gehören schwierige Themen dazu, wie den Verlust eines Kindes. Ob dies in den ersten Wochen der Schwangerschaft oder in den letzten geschieht, spielt dabei keine Rolle. Auch in solch einem Fall besteht weiter ein Anrecht auf eine Hebamme, die sich bemüht und ihnen mitfühlend zur Seite steht. Dennoch ist die Freude über ein zukünftiges Baby oder auch über einen Säugling riesig und einfach schön mit anzusehen. Zu den täglichen Aufgaben gehört das Wiegen, und auch hier wird sich über jedes zusätzliche Gramm gefreut.
Die Bezahlung in diesem Beruf ist leider nicht sehr gut. In Deutschland gibt es nur 18.652 freiberufliche Hebammen. Davon leisten nur 4288 zusätzlich Geburtshilfe. Da dieser Beruf zu einem Studienberuf geworden ist, ist das Abitur erforderlich. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl an Hochschule und Universitäten, die einen Abschluss in Hebammenwissenschaften anbieten. Zudem haben diese nur wenig Plätze und müssen unter tausend Bewerber/innen aussuchen. Durchschnittlich liegt das Jahresgehalt zwischen 35.000 und 40.000 Euro. Hebammen werden von den Krankenkassen bezahlt, die für einen Hausbesuch von etwa 20 Minuten 40 Euro zahlen. Allerdings reichen 20 Minuten oft nicht aus, da in dieser Zeit viel erledigt werden muss. Diese Pauschale ist unabhängig davon, was gemacht werden muss. So kommt es, dass ein Hausbesuch manchmal mehr als eine dreiviertel Stunde dauert. Durch die häufigen Fahrten schafft eine Hebamme, die halbtags arbeitet, nur etwa 2 bis 3 Besuche. Dadurch, dass nur 20 Minuten gezahlt werden, wird eine Hebamme für ihre restliche Arbeit nicht bezahlt. Aus diesem Grund stehen die Hebammen momentan mit den Krankenkassen in Vertragsverhandlungen, um eine faire Bezahlung nach Zeit zu erreichen.
Auch die Situation im Kreissaal ist herausfordernd. Es werden immer mehr kleine Geburtshäuser geschlossen. Ein kleines Krankenhaus wie in Dernbach, welche ein familiäres Umfeld schafft in dem man sich geborgen fühlt, darf nicht alle Fälle aufnehmen, da die Krankenkasse viele Fälle als zu risikobehaftet einstuft und dann nicht bezahlt. Diese Frauen werden dann in überfüllte Kliniken, wie in Neuwied überwiesen. Auch hier muss sich etwas ändern. Geburten und medizinische Versorgung sollten nicht von Geld abhängen.
In dieser Woche habe ich sehr viel gelernt und an Erfahrung für mein späteres Berufsleben gewonnen. Am eindrucksvollsten fand ich, dass ich ein Kind wickeln durfte. Auch wenn ich vorher schon ältere Kinder gewickelt habe, war es doch nochmal ein anderes Gefühl ein Neugeborenes zu wickeln und in der Hand zu halten.
Ich hoffe, dass Sie durch diesen Artikel einen kleinen Einblick in das Berufsleben einer Hebamme gewinnen konnten.