Tiny Tales – kleine Luken in eine große Welt
Florian Meimberg, Autor und Begründer sogenannter Tiny Tales, hat mit diesen „Kürzestgeschichten“ eine wunderbare Textform geschaffen, um sich im Deutschunterricht mit der Frage auseinanderzusetzen, was einen Text eigentlich zu einer richtigen Geschichte macht. So haben die Lernenden festgestellt, dass Tiny Tales wie ein Ausschnitt aus einer Geschichte wirken und sich anschließend an die Arbeit gemacht, aus einer Tiny Tale ihrer Wahl eine größere Geschichte entstehen zu lassen. Ein Beispiel können Sie hier lesen:
Ned war ein Soldat, welcher vom Feind gefangen wurde. Er hörte in seiner Zelle das Rauschen des Meeres, weshalb er davon ausging, dass er an der Küste war. Er dachte jeden Tag an seine Familie und wollte zurück nach Hause und normal weiterleben. Nach mehreren Wochen in Gefangenschaft wird er eines Tages aus der Zelle geholt und in einen dunklen, feuchten Raum gebracht. Er bekam Angst, da er diesem Moment realisierte, dass überall um ihn herum Foltergeräte standen. Der Gefängniswärter, der Ned in die Folterkammer gebracht hatte, übergab ihn an einen anderen Mann und ging. Ned wurde gezwungen, Dinge über sein Reich zu erzählen. Doch Ned verriet nichts, bis er anschließend zur Todesstrafe verurteilt wurde. Am nächsten Tag riss der Gefängniswärter Ned aus der Zelle und brachte ihn auf ein Schiff. Sie fuhren ihn weit aufs Meer hinaus. Anschließend wurde Ned an einen Betonblock gekettet und vom Boot geschmissen. Unter ihm war ein Korallenriff. Ned hatte noch nie etwas Schöneres gesehen. Das Korallenriff schimmerte wie eine außerirdische Stadt. An seinen Füßen zerrte der Betonblock. Als er am Meeresgrund ankam, sah er viele Fische um sich herum. Ned bekam extreme Angst und fiel in Ohnmacht. Er wachte auf. „Es war doch alles nur ein Traum“, sagte er zu sich und holte sich ein Glas Wasser.