Studie: Lehrer sind unersetzlich…
Zugebener Maßen eine überspitzte Interpretation eines lesenswerten Artikels in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) vom 15.12.12 mit dem Titel "Frontalunterricht macht klug". Die Unterüberschrift informiert weiter: "Problemorientierter oder offener Unterricht – die ganze moderne Pädagogik stiftet wenig Nutzen. Am besten ist noch immer moderner Frontalunterricht, fanden Forscher heraus." Das (unbeabsichtigte?) Paradox irritiert zunächst. Denn "moderner Frontalunterricht" ist ja nicht das Gegenteil von "moderner Pädagogik", sondern die Renaissance des Frontalunterrichts als einer möglichen Form des Unterrichts ergibt sich ja eben aus den Forschungen, die die Reformpädagogen angestoßen haben.
Was Frau Kloepfer dann berichtet, überrascht uns am Raiffeisen-Campus wenig. Es ist nach wie vor hilfreich, wenn ein ausgebildeter Pädagoge mit den Lernerinnen und Lernern im Unterricht spricht. Wenn er das zugleich mit allen Kindern tut, nennt man das Frontalunterricht. Damit dieser möglich ist, wird unser Mobiliar seinem Namen gerecht, ist also flugs umstellbar. So müssen Kinder bei einer Einheit mit Frontalunterricht nicht wie so häufig längere Zeit ihre jungen Hälse verdrehen, um dem Unterricht folgen zu können. 45 Minuten Frontalunterricht jedoch ist wenig hilfreich, auch wir Erwachsenen verlieren bei langen Vorträgen manchmal die Konzentration, selbst wenn sie durch kurze Dialoge unterbrochen werden.
Auch die Ergebnisse der Studie sehen wir skeptisch. Wenn z.B. der Fremdsprachenlehrer die Grammatikregel an die Tafel schreibt, kurz erläutert, abschreiben lässt und dann memorisieren lässt, ist ein messbarer Lernerfolg am nächsten Tag zweifelsohne gegeben. Wenn man sich hingegen deutlich mehr Zeit lässt und die Kinder forschend selbst herausfinden, welche Regelmäßigkeit aus zwanzig Beispielsätzen abzuleiten ist, die Regel dann selbst formulieren, ein wirkliches A-ha-Erlebnis haben und sich an ihrem Erfolg freuen – dann ist der Lernerfolg zwar am nächsten Tag der gleiche oder sogar geringer, weil die Kinder länger brauchen, um zum gleichen Ergebnis zu kommen, langfristig aber ist die Methode des entdeckenden, forschenden Lernens nicht nur motivierender, sondern auch erfolgreicher. Statt mit Ergebnissen wird man nun mit echten Erfahrungen konfrontiert und, das weiß jeder Erwachsene, ist durch nichts zu ersetzen.
Wir am Raiffeisen-Campus halten daher die einzelnen Sozialformen (Frontalunterricht, Partner- und Gruppenarbeit, Einzelarbeit etc.) nicht für ein geeignetes Thema ideologischer Diskussionen. Wir schließen uns lieber dem Fazit des Artikels an, das wie wir den Mix für hilfreich hält und dabei ausschließlich den Lernerfolg der Kinder und Jugendlichen für das relevante Kriterium:
"Der Lehrer solle präsentieren, erklären, Zusammenhänge stiften. Zwischendurch müssten die Schüler selbst ausprobieren, debattieren, trainieren. „Aber nicht zu lange alleine“, sagt Felten. Und auch Bildungsökonom Schwerdt warnt davor, seine Ergebnisse als Aufforderung zu lesen, ganz zum Frontalunterricht zurückzukehren. Aber wieder ein bisschen mehr davon steigere Schülerleistungen nun einmal unmittelbar."
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