Serie: Homeschooling am RC

– Folge 6: Lehrerin und Mutter über die Schulter geschaut

Heute gewähren wir einen ganz besonderer Blick auf unser Homeschooling. Eine unserer Lehrerinnen und gleichzeitig Mutter einer Lernerin berichtet von ihrem Alltag in ihrer Doppelrolle:

7 Uhr, mein Wecker klingelt. Ja, den Luxus des späteren Aufstehens gönne ich mir in diesen Zeiten tatsächlich. Ich bin aber auch ein Mensch, der abends besonders produktiv ist und sitze oft bis Mitternacht noch am Schreibtisch.

Die nun folgende Stunde ist von den Dingen bestimmt, die wohl so oder so ähnlich die meisten Eltern morgens erleben. Duschen, anziehen, Kind wecken und animieren es mir gleich zu tun, Frühstück.

Wenn ich es schaffe, schaue ich dann vor Beginn unserer 1. Stunde noch in unserem virtuellen Lehrerzimmer vorbei. Die gemeinsame Tasse Kaffee auf Zoom mit den Kolleg*innen zu trinken, ist einer meiner Lieblingsmomente am Tag. Gespräche mit lieb gewonnen Erwachsenen und vor allem Menschen, die wissen, wie unser Alltag zur Zeit aussieht.

Dann geht es um Punkt 8.10 Uhr in den Unterricht. Je nachdem was mein Stundenplan so sagt habe ich Musikunterricht, Lions Quest oder Lernatelier. Alles aktuell natürlich anders als sonst, aber wenn auch manches mal herausfordernd, so doch nahezu immer schön.

Zur Zeit versuche ich neben lehrplanrelevanten Inhalten auch immer wieder Bewegung in den Laptop-Alltag der Lerner*innen zu bringen und so standen in den letzten Wochen das ein oder andere Tanz-Tutorial oder auch eine kreative Schreibaufgabe abseits des Laptops auf dem Programm.

Manchmal muss man Lerner*innen auch etwas zu ihrem Glück zwingen und so durfte sich mein Grundkurs in der Oberstufe neulich die letzten 10 Minuten der Stunde mit dicker Jacke nach draußen begeben, eine Runde um den Block drehen und mir davon ein Foto auf itslearning hochladen.

Die daraus resultierenden Chat-Gespräche, nach Sichtung der Bilder, haben mir große Freude bereitet, denn das ist es, was mir aktuell besonders fehlt: die persönliche Begleitung unserer Lerner*innen. Im Alternativen finden sind wir aber ja mittlerweile schon richtig gut. 

Zwischen Chat-Gesprächen, Zoom-Meetings und natürlich den zahlreichen Online-Aktivitäten bleibt manchmal kaum Zeit neuen Kaffee zu holen, diesen auch mal wieder wegzubringen oder nach meiner Tochter zu schauen. Gut, dass sie von den Kolleg*innen der 5. Klassen in ihrem Unterricht so gut betreut wird, dass ich tatsächlich selten gebraucht werde.

Wenn ich die letzten Kinder und Jugendlichen um 16.15 Uhr in ihren wohlverdienten Feierabend verabschiede, steht auch für mich erst einmal Familie an.

Mittags gibt es bei uns häufig nur eine Kleinigkeit, denn die Stunde Mittagspause mit kochen und essen ohne Stress zu verbringen, muss man erst einmal schaffen – es lebe unsere Mensa in der Schule… – und so nehmen wir uns abends mehr Zeit dafür und füreinander.

Wenn dann irgendwann der Akku von Laptop und Lehrerin wieder aufgeladen sind, geht es an die Nach- und/oder Vorbereitung des heutigen bzw. morgigen Schultags. 

Und ja, ich liebe meinen Beruf, auch in Zeiten von Corona, wenn man manchmal mit viereckigen Augen ins Bett geht.

Heike Ingenhoven, Lehrerin und Mutter einer Lernerin aus der 5. Klasse am Raiffeisen-Campus

Serie: Homeschooling am RC

– über die Schulter geschaut

Quelle des Beitragsbildes: Pixabay, PIX1681, aufgerufen über: https://pixabay.com/de/photos/büro-smartphone-tablet-laptop-626094/ [Stand:26.01.21]