Musik – Bild – Text – Musik?

Ein interdisziplinärer Workshop zum Thema „Grafische Partitur“ wurde im März von Frau Färber am Raiffeisen-Campus durchgeführt. Frau Färber ist dem Raiffeisen-Campus bereits als herausragende Flötistin von der Gründungsfeier im August 2011 bekannt, sie ist aber auch studierte Musikpädagogin und verband jetzt ihre Qualifikationen für ein spannendes Projekt. Nachfolgend ihr Bericht:

"Sich mit „Neuer Musik“ zu beschäftigen setzt voraus, offen zu sein für etwas gänzlich Unbekanntes. Erst recht, wenn es sich um ein Stück handelt, welches ausschließlich für Querflöte solo komponiert wurde. Wie einige Lerner treffend bemerkten „singt da keiner“. Diese Irritationen sind gleichermaßen verständlich wie bedauerlich. Zeitgenössische Instrumentalmusik mag vielleicht manchmal ungewohnt, unbequem und oft nicht besonders fröhlich klingen, ist aber bei intensiverem Zuhören extrem spannend und lässt Freiraum für spontane Einfälle und die eigene Kreativität.

Das Stück von Arthur Honegger, „Danse de la chévre“- ein Ziegentanz, für Flöte solo, stand im Zentrum des Workshops, der vor den Osterferien im Rahmen des Musikunterrichts, für alle Klassen des RC zum Thema „Grafische Partitur“ stattfand. Was ist eine „Grafische Partitur“? Wie geht „grafische Notation“? Was bedeutet „Musik ist eine Zeitkunst“? Zusammengefasst hieß es, die zeitlich vergängliche Kunstform Musik in ein immer währendes Bild umzusetzen. Dafür gibt es unterschiedlichste prominente Beispiele, etwa von Anestis Logothesis oder John Cage.

Nachdem die Lerner den „Ziegentanz“ kennengelernt und gegliedert hatten, folgte zunächst die Umsetzung der Musik in eine Grafik und in einen Text. Zuerst legten die Lerner zu jedem Abschnitt der Musik eine Art „Kurve“ an, die den musikalischen Ablauf möglichst genau beschreiben sollte. Danach folgte ein „Assoziations-Diktat“, indem die Lerner passend zu den angelegten Kurven, eine Geschichte schreiben sollten, in der erzählt wird, was in der Musik gerade passiert. Diktiert wurde sozusagen die Musik und aufgeschrieben wurden jegliche Einfälle dazu. Mit erstaunlichen Ergebnissen. Leitfragen an die Lerner waren hierbei z.B.: „Kann eine Ziege wirklich tanzen?“ und „Was passiert mit der Ziege am Schluss des Stückes?“ Die Ziege löste sich bei einigen Lernern in Luft auf, sie wurde immer blasser und war schließlich weg, sie wurde geschlachtet, schlief ein oder lag traurig im Stall. Sie sprang von einer Wolke mit einem Fallschirm ab oder lief zurück zu ihrer Familie. Und das alles, obwohl das Stück letztlich mit einem einzigen alleinstehenden fahl klingenden Ton endet.

Im zweiten Teil des Workshops folgte eine Gruppenarbeit in der die eigenen „Grafischen Partituren“ angefertigt wurden. Dabei verwendeten die Lerner den Notentext, Teile der Diktate, Bilder, die Grafiken und gesammelte bzw. mitgebrachte Materialien, die zum Thema „Ziegentanz“ passten. In der abschließenden Präsentation wurden die „Grafischen Partituren“ parallel zur ablaufenden Musik vorgestellt und hinterher in der Klasse diskutiert. Entstanden sind sehr unterschiedliche Ergebnisse.

Die Umsetzung der Musik in Bilder, die zum Teil einen zeitlichen Verlauf darstellen sollten, war eine Herausforderung. Die Lerner mussten sich hierfür mit dem Thema Abstraktion auseinandersetzen. Wie kann man das Tanzen der Ziege darstellen, ohne sie einfach nur hin zu malen? Welche Farben passen zu welchem Charakter der Musik? Die Aufgabenstellung war zum einen sehr offen und zum anderen relativ vielschichtig. Aber so ist da nunmal bei zeitgenössischer Kunst und Musik. Formen und Strukturen werden aufgebrochen. Das ist kreative Freiheit und es ist nützlich mit ihr umgehen zu können. Nicht nur im Kunst und Musikunterricht, sondern im ganzen späteren Berufsleben."

Der Raiffeisen-Campus bedankt sich recht herzlich bei Frau Färber, die in ganz besonderer Weise dazu beigetragen hat, dass der Musikunterricht während der Abwesenheit von Frau Ingenhoven nicht ausfallen musste und wir auch weiterhin stolz auf unsere 0%-Unterrichtsausfall sein dürfen!

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