Lebens-Mitte(l)…

Dieser Tage las ich einen Artikel auf Spiegel-Online von einem Software-Entwickler, der das Essen abschaffen will. Er hält es für überflüssig und ernährt sich stattdessen seit längerem im Wesentlichen von einem Pulver, das angeblich alle relevanten Inhaltsstoffe enthält. Er sagt, es ginge ihm gut.

Szenenwechsel: Da ist ein Mensch, dem es an den Kragen geht, der spürt, dass sein Leben an einem seidenen Faden hängt und er nur noch wenig Zeit zu leben hat. Und wofür setzt dieser seine Zeit ein? Er setzt sich mit seinen Freunden an einen Tisch und isst. Er genießt die Zeit, die Muße, die Geselligkeit und versteht Brot und Wein als im Wortsinn existenzielles Lebens-Mittel. Und geht gestärkt in die Nacht und übersteht sogar den Tod am folgenden Tag.

Was könnte jemand, der kein Christ ist, vom Gründonnerstag lernen? Nun, dass Gemeinschaft ein Lebens-Mittel und eine Lebensmitte sein sollte und, dass Muße keine verschwendete Zeit ist. Dass die einfachen Lebens-Mittel vielleicht die notwendigen und auch diejenigen sind, die am meisten sättigen sowohl im wörtlichen wie auch im übertragenen Sinn.

Christen feiern heute Abend dieses letzte Abendessen Jesu mit seinen Freunden und es macht ihnen Mut, den darauf folgenden Karfreitag durchzustehen. Einen Karfreitag, der deshalb so schwarz ist, weil nur dann die Helligkeit einer einzelnen Kerze in der Osternacht glanzvoll leuchten kann. Weil nur derjenige das Leben versteht, der den Tod nicht tabuisiert. Weil derjenige, der den Tod akzeptieren kann, leben wird – so wie Jesus.

Ich wünsche Ihnen, dass der Tod momentan nur in der Leidensgeschichte Jesu einen Rolle in Ihrem Leben spielt. Und wenn er tatsächlich auch persönlich in Ihr Leben tritt, dann wünsche ich Ihnen, dass Sie daran glauben können, dass der Tod seit dem ersten Ostern nur noch ein Schatten auf dem Leben eines Menschen ist, der von der Auferstehung vertrieben wird.

Ich wünsche Ihnen Muße und auch Stille an diesem Abend und am morgigen Karfreitag und den Mut, sich mit dem Thema Tod auseinanderzusetzen. Es macht Ihr Leben lebenswerter,

findet

Bernhard Meffert, Religionslehrer am Raiffeisen-Campus

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