Frohe Ostern!

Ostern, das ist schon in unserer Schwesterreligion, dem Judentum, ein Fest der Befreiung. Es wird dort Pesach genannt und bezeichnet das Vorübergehen des Todesengels während der biblischen Plagen, dem letzten Akt vor der Befreiung aus der Sklaverei, dem Exodus. Es waren vielleicht nur einige hundert Menschen oder sogar weniger, die sich damals aus der Fronarbeit der Ägypter befreiten und durch gefährliche Sümpfe in ihr gelobtes Land Kanaan zogen. Sie entkamen dabei sogar der High-Tech-Armee des damaligen Ägyptens, Gottvertrauen siegte über menschliche Überheblichkeit und Technikgläubigkeit. Mehr noch als den Ägyptern aber entkamen sie dem Götzendienst  menschlicher Götter (Pharaonen) in der ihnen fremden Religion. Sie vertrauten Mose und ihrem sich offenbarenden Gott JHWH, einem nicht mehr fernen, sondern sehr nahen, wirkmächtigen Gott. Pesach befreit die Juden von einem fremdbestimmten zu einem freien, eigenständigen Leben.

Noch näher kommt Gott uns nach christlicher Überzeugung in Jesus Christus. Ganz der Vater erklärt uns dieser Jesus die Welt in völlig neuer Art und Weise. Die zentrale Erkenntnis: Der Tod ist nicht das Ende. Wir haben eine Hoffnung, die uns stärkt, die unser Leben bereichert. Das Christentum ist aber keine Religion, die eine morbide Todessehnsucht feiert – so nach dem Motto: Je schlechter das Leben im Diesseits, desto himmlischer der Himmel nach dem Tod.  Nein  – dieser Jesus geht im Tod zu Grunde – zum Grund des Lebens. Da, an der tiefsten Stelle auch seiner ganz persönlichen Verzweiflung, entdeckt er seinen Vater neu und kann statt „Warum hast Du mich verlassen?“ schließlich im Vertrauen auf seinen Vater seinen Geist in dessen Hände legen.

Das Christentum feiert deshalb nicht den Karfreitag, sondern erleidet ihn. Das Christenum feiert Ostern und damit das Leben schon hier und jetzt. Unser Glauben ermöglicht den Himmel auf Erden, weil sie an diesem  irdischen Leben nicht mehr krampfhaft festhalten muss, weil sie weiß, dass das Leben mehr ist als die Summe der Jahre, die wir auf diesem Planeten verbringen. Das Christentum weiß und vertraut, dass Tod und Leben nicht unverbunden bleiben. Jesus kommt als erster in großer Lebendigkeit ins Bewusstsein der Menschen zurück – und bleibt dort bis zum heutigen Tag. In der Gewissheit, dass das Leben nicht alles ist, lebt es sich besser, sogar bisweilen himmlisch!

Also: Machen Sie sich an Ostern auf den Weg zu Ihrem echten, unzerstörbaren Leben. Angstfrei und mit der Freiheit, sich dem Nächsten zuzuwenden, statt das eigene Ich krampfhaft festzuhalten und zum Lebensmittelpunkt zu machen. In der Gewissheit, dass diese Hinwendung zum Nächsten das eigene Leben bereichert.

Findet, mit osterfrohen Grüßen,

Bernhard Meffert, Religionslehrer am Raiffeisen-Campus

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