Anitrassismusvortrag mit Modou Diedhiou

Was wäre eigentlich anders in der Bewertung, wenn die betrunkenen Herta-BSC Fans, mit denen sich Modou Diedhiou das Abteil teilen musste, syrische Flüchtlinge gewesen wären? An der Frage erkannten die Eltern, die am 30.5. zum Vortrag gekommen waren, dass da jemand spricht, der nicht nur intellektuell das Phänomen Rassismus durchdrungen hat, sondern als Person of Colour auch selbst täglich erfährt, wie wirkmächtig rassistische Denkmuster in unserer Gesellschaft sind. Und wie sehr die Sprache verrät, wenn Rassismen ins Spiel kommen: „Ich bin ja kein Rassist, aber“ so hatte der Trainer, Schauspieler und Rapper Modou Diedhiou seinen Vortrag überschrieben, zu dem der SEB eingeladen hatte. Federführend war dabei Dr. Nicole Vorrink, die sofort Transparenz herstellte, woher der Kontakt kommt. „Moudhou ist mein Cousin“ bekannte sie und erklärte, warum er für sie „Uwe“ sei. Mit diesem Unterschied stieg dann der Referent auch in seinen Vortrag ein. Wo immer er sich mit „Uwe“, seinem ersten Vornamen, vorstelle, kämen Rückfragen bis hin zu Äußerungen, die ihm absprechen, so zu heißen. Und auch die Frage an den deutschen, in Hannover geborenen Antirassismus-Trainer, woher er denn „eigentlich“ stamme, offenbaren eine Haltung in unserer Gesellschaft, die ihm täglich begegnet und der er sich, wann immer die Energie dazu besitzt, auch offensiv stellt.

Sein Vortrag war aber keinesfalls ein reiner Ich-Bericht, Diedhiou stellte rasch klar, dass es ihm nicht um sich selbst geht, sondern er Gefahren für eine Gesellschaft sehe, die ihre seit der Aufklärung nicht überwundenen Rassismen nicht in den Griff bekomme. Und selbstkritisch ergänzte er, dass solche Denkmuster ja auch ihn selbst beträfen. Deshalb war es ein besonderes Qualitätsmerkmal des Vortrags, den er im Auftrag der Organisation www.schwarze-schafe-online.de durchführte, dass er das Phänomen auch akademisch durchdrang. „Dort, wo eine äußere Differenzierung von Menschen auf Macht trifft, dort ensteht Diskriminierung“, erläuterte er und ergänzte, dass „je weiter jemand von den Normen einer Gesellschaft entfernt ist, er umso stärker von Diskriminerung betroffen ist.“

Nach dem rund einstündigen Vortrag stand der Referent noch für die Fragen der Eltern zur Verfügung. Dass man sich eine höhere Beteiligung gewünscht hatte, verbarg Dr. Vorrink in ihren Dankesworten nicht, aber war sich sicher, dass alle, die sich den frühsommerlichen Abend auf den Weg nach Dernbach gemacht hatten, bereichert nach Hause gingen. Neben dem Referenten dankte Dr. Vorrink auch der MSS1 mit ihrer Stufenleitung Myriam Gawlitta, die mit frischen Laugenbrezeln und Getränken dafür sorgten, dass man auch nach dem Vortrag noch eine Weile zusammenblieb und weiter diskutierte.