Abiturrede 2025 – Ein Auszug
(…) „Glück ist, was passiert, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft“ (Seneca)
Ihr seid, liebe AbiturientInnen, so hoffe ich, heute GLÜCKlich, weil Ihr Euch auf das Abitur vorbereitet habt und die Gelegenheit beim Schopf ergriffen habt, die akademische Ernte einzufahren, die Ihr Euch wahrlich verdient habt. Glück ist, was passiert, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft.
Die Vorbereitung habt Ihr, mit Euren Eltern, Lehrkräften, dieser Schule geleistet.
Die Gelegenheit, diese Vorbereitung auch zu nutzen und Eure Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen, habt Ihr erfolgreich genutzt und deshalb seid Ihr – so hoffe ich – heute GLÜCKlich.
Glücklich dürft Ihr sein, denn die acht bzw. zwölf Jahre waren eben kein GLÜCKSspiel, sondern durchaus über weite Strecken und mindestens für viele von Euch harte Arbeit, kein Spiel, sondern Ernst.
Glück, das weiß der Volksmund, muss geschmiedet werden und formuliert deshalb „Jeder ist seines Glückes Schmied“.
Aber:
Schon früher war ein Schmied kaum in der Lage, sein Gewerk ganz alleine zu betreiben. Es ist sehr schwer, ein Schmiedefeuer heiß genug zu halten und gleichzeitig kontinuierlich zu schmieden. Ein Geselle, mindestens, machte die Aufgabe leichter. Hat man zwei, kommt man noch schneller voran, denn Schmieden ist harte Arbeit und wenn man sich abwechseln kann, gelingt es besser.
Also könnte man das Sprichwort auch so formulieren: „Schmieden Schmiede gemeinsam, ist das Glück größer“. Ihr habt dieses gemeinsame Schmieden schon früh gut beherrscht, habt gemeinsam geschmiedet und das große Glück, das dabei entstand, ist heute mit Händen zu greifen. Offen-sichtlich. Spür-bar. Aber, zur Wahrheit gehört auch: Zumindest das Glücksgefühl ist leider allzu flüchtig.
Morgen schon wird diese Feier, wird dieser Abend und im Zweifelsfall auch die Nacht schon eine Erinnerung sein. Und dann?
„Glück besteht nicht darin, dass du immer das bekommst, was du dir wünschst, sondern dass du dir die Fähigkeit entwickelst, das zu schätzen, was du hast.“ So ähnlich hat es Leo Tolstoi wohl formuliert.
Zufriedenheit werdet Ihr in Eurem, habe ich in meinem Leben nicht dadurch erreicht, dass ich immer tun durfte, was ich wollte. Sondern dass ich das, was ich hatte, zu schätzen wusste. (…)
Im Bergbau hier im Westerwald arbeiteten die Bergleute bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts hart daran, einen neuen Stollen zu graben. Sie hofften darauf, dass ihre harte Vorbereitung des Stollens mit dem Glück einer besonders guten Erzader belohnt werden würde. Ihr wisst schon, Glück braucht Vorbereitung und Gelegenheit.
Deshalb schließe ich mit dem Gruß der Bergleute, der diese Hoffnung zum Ausdruck bringt und sage Danke fürs Zuhören und
Glück auf!“
(Bernhard Meffert)