Das Universum in der Schule
Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel (ehemals: „ …unsere neun Planeten“, für diejenigen unter uns, die noch mit Pluto als einem von ihnen aufgewachsen sind). Soweit bekannt, aber lassen sich auch die Dimensionen des Ganzen greifbar machen? Ein Versuch: Nachdem in den letzten Naturwissenschaftsstunden der 5a informative Plakate zur Erde und unseren sieben Nachbarplaneten sowie maßstabsgetreue Modelle entstanden sind, wurde es nun Zeit, sie zu einem Sonnensystem zusammenzusetzen.
Herr Gabor hatte hierfür bereits eine passende Sonne ans Ende des Nawi-Traktes gesetzt. Von dieser ausgehend musste nun zunächst anhand einer Skala an der Wand die richtige Umlaufbahn für die jeweiligen Planeten gefunden werden. „Aber das kann doch gar nicht sein, dass die Sonne so groß ist. Unsere Modelle sind doch ganz klein!“ – „Doch. So groß ist die Sonne.“ – Offener Mund, große Augen. Und so hing dann eine Zweizentimetererde der übermannshohen Sonne gegenüber.
Und während die vier inneren Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars direkt vor der Nawi-Raumtür und damit in direkter Nachbarschafft unseres Heimatsterns zu finden waren, war die Reise durch die endlosen dunklen Weiten des tiefen Weltalls, respektive durch das Schulgebäudes, vorbei an Jupiter und Saturn zum Uranus und Neptun dann doch eine längere. Letztlich zog der letzte Planet unseres Sonnensystems erst in der Mensa seine einsame Bahn.
Wie überdimensionierte Raumsonden streiften schließlich die Lernerinnen und Lerner durch unser Sonnensystem und sammelten Daten zu dessen Aufbau und den einzelnen Planeten; entdeckten Vulkane und Säureregen auf der Venus, Ringe um Saturn und Neptun, gigantische Stürme auf Mars und Jupiter, Methanwolken auf dem Uranus und nicht zuletzt: Leben auf der Erde.
Die Erde, lächerlich winzig und absolut unbedeutend in diesem kosmischen Kontext und doch kann nur zu leicht vergessen werden, dass gerade dieser letzte Punkt auf der Liste der astronomischen Kuriositäten der mit weitem Abstand außergewöhnlichste ist. Eine kleine Erinnerung daran, was wir hier eigentlich haben und was zu bewahren eine größere Anstrengung verdiente, als bisweilen aufgebracht wird.