Mit Engagement und Energie in die Schulzeit am RC

Es war ein aufregender Tag für die neuen Lernerinnen und Lerner, die am Mittwoch letzte Woche ihren ersten Schultag am Raiffeisen-Campus hatten. In einem feierlichen Gottesdienst machte Schulleiter Bernhard Meffert mit Hilfe eines Laufrades den Lernern Mut, sich auf die neue Situation zu konzentrieren und sich mit Engagement und Energie auf den neuen Weg zu machen und nach vorne zu blicken, damit sie nicht das Gleichgewicht verlieren und damit sie die Richtung halten. Meffert verdeutlichte jedoch auch, dass es nicht darum geht, sich als Einzelkämpfer durch die nächsten acht Jahre zu schlagen, sondern im Team und dabei auf die anderen Rücksicht zu nehmen – gemeinsam zum Wohle aller wie es auch ein Leitgedanke Friedrich Wilhelm Raiffeisens, des Namensgebers der Schule, war. Danach waren die Eltern zu Kaffee und Austausch eingeladen und für die Lerner ging es voll Vorfreude in ihre neuen Klassen für einen kurzen ersten Schultag, an dem das Kennenlernen und das Ankommen an der neuen Schule im Mittelpunkt standen. Und so freuen sich Lehrer, Eltern und Lerner darauf, am Raiffeisen-Campus zu lernen, Schule zu gestalten und die Kinder ein Stück begleiten zu dürfen.  

Predigt von Herrn Meffert:  "Fangen wir mal hinten an in diesem langen Text, drei Auszüge aus dem erwähnten neunten Kapitel bei Lukas, Verse 1-6, 23-25 und 57-62: „Keiner, der losfährt und nochmals in den Rückspiegel schaut, taugt für eine bessere Welt.“ So ähnlich stand das da – ich gebe zu, leicht modernisiert. Jetzt die Straßenverkehrsordnung. „Das Gesetz ordnet eine doppelte Rückschaupflicht an – zumindest für die Situation, in der der Verkehrsteilnehmer sich vor dem Abbiegen befindet. „Vor dem Einordnen und nochmals vor dem Abbiegen“ sei auf den nachfolgenden Verkehr zu achten, ordnet § 9 Abs. 1 StVO ausdrücklich an. Hier genügt es ausdrücklich nicht, nur einmal zu schauen, sondern es muß zwei Mal auf den nachfolgenden Verkehr geachtet werden.“ Wer hat denn nun Recht? Ich will das mal veranschaulichen mit diesem Laufrad, das ich heute von unserem Dachboden mitgebracht habe. Meine Frage an die Lernerinnen und Lerner: Was fällt Euch an diesem Laufrad auf? Antwort: Es hat einen Rückspiegel. Frage: Warum hat ein Laufrad normaler Weise keinen Rückspiegel? Antwort: Weil das Kind nach vorne schauen soll, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Frage: Und warum hat dann fast jedes große Fahrrad und jedes Motorrad mindestens einen Rückspiegel? Antwort: Weil das Gleichgewicht halten für den Fahrer kein Problem mehr ist. Frage: Heißt das also, dass Motorradfahrer beim Fahren auch mal eine Minute lang nach hinten schauen können über die Schulter oder über den Rückspiegel? Antwort: Viel zu gefährlich! Jesus sagt also uns Menschen, dass wir, wenn wir wirklich etwas neu beginnen wollen, uns erst einmal ganz auf diese neue Situation konzentrieren sollen, damit wir zum einen nicht das Gleichgewicht verlieren und zum anderen, damit wir die Richtung halten. Wer darüber nachdenkt: Einen Pflug in der Bahn zu halten ist schwer, wer da zurückschaut, verzieht und bringt keine gerade Linie mehr in seinen Acker. Was soll das Euch Lernern sagen: Ihr beginnt heute mit einem neuen Abschnitt in Eurem Leben, der die nächsten 8 Jahre dauern wird. Bis Juni 2022 werden wir, so hoffe ich, miteinander lernen und leben. Und jetzt stellt Euch einmal vor, Ihr verbringt in der nächsten Woche viel Zeit damit, an Eure Grundschulzeit zu denken. Gefährlich. Wer einem neuen Weg nicht alle Aufmerksamkeit und Energie widmet, der kommt aus der Spur. Ihr werdet in diesem Jahr mehr Energie – übrigens auch mehr Schlaf, das sage ich Euren Eltern – und mehr Engagement brauchen als bisher. Denn mit dem Gymnasium habt Ihr die leistungsmäßig erste Liga der Schullandschaft erreicht und mit dem Raiffeisen-Campus eine Schule, die Euch vom ersten Tag an ein ehrliches Feedback zu Eurer Leistung zumutet und Euch hilft, besser zu werden. Da hilft es nicht, zurückzuschauen auf die guten Noten der Grundschule, die hattet Ihr ja alle. Wenn also etwas schief läuft, sollte man kurz innehalten, sich ehrlich fragen, was schief, was aus der Bahn gelaufen ist – aber dann sollte man den Blick wieder nach vorne richten und loslaufen, möglichst nicht alleine, sonder im Team. Wenn man dann aber mit dem Team auf Kurs ist, sollte man diesen Kurs nicht rücksichtslos durchsetzen. Deshalb hat auch die StVO recht, wenn Sie uns zur Um-Sicht, zur Rück-Sicht auffordert. Also: Jesus will, dass wir unseren Weg sehr ernst nehmen, ihn aber nicht rücksichtslos durchsetzen, sondern ihn gemeinsam gehen. Das kann schon mal bedeuten, langsamer zu gehen oder dem anderen vorübergehend seinen schweren Rucksack abzunehmen, damit es für alle schneller geht. So haben das Eure Eltern gehalten, als Ihr noch nicht so schnell gehen konntet – sie haben Euch getragen, gefahren, geschoben und schließlich bei der ersten Fahrradtour ein langsames Tempo gefahren, damit Ihr mitkommt. Eines Tages wird es andersherum sein. Auch das gehört zum Leben dazu. Dieser Jesus, der uns auffordert, unsere Talente einzusetzen, der ein rücksichtsvolles Leben aber keines fordert, bei dem wir uns für andere kaputt machen, dieser Jesus, das ist für die Menschen verschiedener Religionen ein jeweils wichtiger, aber unterschiedlich interpretierter Mensch. Wir Christen sehen uns als Kinder Gottes, ihn aber in besonderer Weise als Sohn Gottes, weil er den Willen Gottes und dessen Auftrag in ganz besonderer Weise verkörperte. Für Juden gilt er als Prophet und auch die Muslime sehen ihn so und verehren sogar seine Mutter Maria. Wenn wir als Schule uns christlich nennen und die Werte des Christentums leben wollen, dann nie gegen andere Religionen, sondern mit ihnen, sofern sie den Grundprinzipien einer aufgeklärten Humanität entsprechen. Jesus Christus hat uns das vorgemacht, in seiner Überwindung der Vorurteile z.B. gegen die Samariter. Wir sollten es heute, wo Menschen unterschiedlichen Glaubens hier zusammen im GottesDienst sind, genauso halten. Wenn wir uns also nachher Frieden wünschen, dann können wir es als Juden, Christen und Muslime tun, mit den Worten Salam aleikum – Schalom aleichem – Friede sei mit Euch. Es wäre eine schöne Geste, wenn wir in diesen Tagen, wo die Religion in vielen Teilen der Welt als Kriegsgrund missbraucht wird, einmal das Wort einer Religionsgemeinschaft respektvoll in den Mund nehmen, zu der wir nicht gehören. Wir können diesen Frieden auch wünschen, wenn wir von Gott absehen, denn Gott ist ein frommer Atheist tausendmal lieber als ein gottloser Christ. Wünschen, halten wir also einander Frieden, Shalom, Salam. Die zweite Stelle, die wir heute gehört haben, sagt: Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt? Auch diese Stelle richtet sich an Euch Fünftklässlerinnen und an Sie, die diese Klasse schon lange verlassen haben. Jesus fordert uns auf, die richtigen Prioritäten zu setzen. Stellt Euch also vor, Ihr würdet in allen Klassenarbeiten die Note 1 dadurch erreichen, dass Ihr andere betrügt und damit ja auch Euch selbst und Eure Lehrer. Was wäre Euer Gewinn? Oder wenn Eure Eltern das Geld, das sie mit ihrer Arbeit erzielen, nur für sich einsetzen würden oder nur auf Kosten derer verdienen, die mit oder für sie arbeiten? Sie würden die materielle Welt gewinnen, aber ihre Integrität, ihre Unschuld verlieren – vielleicht das Kostbarste, was wir auf dieser Welt besitzen und mit Sicherheit das Einzige, was wir aus dieser Welt in die nächste mitnehmen können. Liebe Füntklässlerinnen und Fünftklässler am Raiffeisen-Campus, wir freuen uns heute mit Euch über Euren ersten Schultag und feiern mit Euch. Wir, das sind Eure Eltern und Geschwister, Eure Großeltern und Verwandte aber auch Eure größeren Mitschüler der Klassen 6-8 und das sind wir, Eure Lehrerinnen und Lehrer, alle Mitarbeiter am Raiffeisen-Campus und die Genossenschaft Raiffeisen-Campus eG, die unsere junge Schule so solide und zuverlässig trägt. Aber eines kommt hinzu und ist wichtiger als alles andere: Der, der heute seine Hand über Euch hält und dessen Dienst wir heute morgen feiern. Gott, den Jesus „Abba“, das heißt „lieber Vater“ nennt, er selbst, das glaube ich, ist heute hier bei uns und feiert mit uns. Er hält seine gute Hand über uns, egal ob wir ihn JHWH, Vater oder Allah nennen. Wenn wir das spüren können, trotz der Nervosität und dem Nervenkitzel des ersten Schultages, dann werden wir diesen Tag in seinem Frieden, in Shalom und salam leben können, so hoffe ich.

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