Frohe Weihnachten – wer ist das Kind (in mir)?

Die Identität des Kindes – was macht sie aus? Sein Pass oder seine Gene? Seine Abstammung? Sein Umfeld? Dieser Frage stellen sich Christen in aller Welt in diesen Tagen, wenn sie Weihnachten feiern. Was ist der Kern der Identität dieses kleinen Kindes in Windeln in einer Krippe? Er stammt aus dem Geschlecht Davids – so die Bibel. Aber nur sein Adoptivvater Josef ist aus dieser Linie… Es kommt als Schicksalsschlag in das Bewusstsein seiner Mutter, die unehelich schwanger ist und wie ihr Verlobter diese Schwangerschaft erst langsam als eine göttliche begreift – die Bibel braucht einen Engel, um uns diesen Erkenntnisprozess glaubhaft zu schildern.  Die  Erkenntnis einer Schwangerschaft, die das Leben der Mutter gefährdet (sie wäre um ein Haar gesteinigt worden, hätte Josef anders reagiert), die die Beziehung zu ihrem Josef auf Messers Schneide stellt (er will sich in aller Stille von ihr trennen) und die dann doch in einer guten, ja heiligen Familie endet, die sicher nicht nur die drei Hauptpersonen des Lukasevangeliums umfasste – nicht nur in Afrika braucht man für die Erziehung eines Kindes ein ganzes Dorf – so dort das Sprichwort.

Eine Familie, in der der Sohn mutmaßlich vom Vater das Bauhandwerk lernt und auch in dieser Hinsicht Teil seiner eher wenig vermögenden sozialen Schicht bleibt. Und der in bereits fortgeschrittenem Alter (30 war das heutige 60) plötzlich alles aufgibt, sich auf den Weg macht und die Welt nachhaltig verändert mit seiner ihm eigenen tödlichen Konsequenz, die alle Kreuzigungen dieser Welt überlebt.

Woran also erkennt man das Potenzial eines Kindes? Ich denke (und habe es gerade selbst erfahren), dass über jedem Kind ein Stern steht, auch wenn die Umstände seiner Geburt so ungünstig waren wie die bei Lukas beschriebenen, und dass wir seit Jesus umso mehr wissen, dass in jedem Kind ein göttlicher Funke leuchtet, der in seinem Leben mehr oder weniger an Leuchtkraft gewinnen kann. Jesus nennt Gott Vater und in Analogie nennen wir ihn seinen Sohn. Aber wir sind auch selbst Kinder Gottes und die Kinder unter uns sind es sogar in Rein-Form.

Wenn Weihnachten in vielen Familien ein kinderorientiertes Fest ist, bei dem wir Erwachsene uns einreden, dass wir es ja nur den Kindern zuliebe feiern (wenn wir nicht christlich geprägt sind, umso mehr), dann belügen wir die Kinder und uns selbst.

Wir alle sind – und wollen sein – Kinder Gottes und deshalb sehnen wir uns nach der Idylle des Stalls. Und dann geht sie unter Elektronik-Schrott doch so schnell verloren.

Mein Tipp deshalb: Nehmen Sie sich Zeit für einen guten Dienst Gottes, einen GottesDienst in ihrer näheren oder weiteren Umgebung. Ein guter GottesDienst ist feierlich und schlicht, ist ernsthaft und humorvoll, ist musikalisch, aber nicht konzertant. Wenn Sie einen solchen GottesDienst feiern dürfen, dann kommt Weihnachten auch in Ihrem Kind-Ich an und genau das brauchen Sie als Erwachsene noch mehr als Ihre Kinder,

findet

mit weihnachtlichen Grüßen

Ihr Bernhard Meffert, Religionslehrer am Raiffeisen-Campus

P.S. Die Redaktion der Homepage des Raiffeisen-Campus begibt sich in die Weihnachtsferien und ist ab dem 2. Januar wieder jeden zweiten Tag mit neuen Artikeln aus dem Leben und Lernen des RC für Sie da!

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